Zurück im Leben und kreativ im Atelier
Martin - Diagnose: Bauchspeicheldrüsenkrebs, frühzeitig entdeckt. Nach der Operation mehrere Rückschläge, die erfolgreich behandelt wurden. Zurück im Leben bei seiner Familie und kreativ im Atelier.
Das Screening Anfang Februar war extrem gut. Kein neues Rezidiv. Im gesamten Bauchraum nicht die Spur einer neuen Metastase. Martin hat es geschafft, hat zum dritten Mal das Wiederaufflammen seiner Krebserkrankung überstanden. Der 54-Jährige steht wieder in seinem Atelier und widmet sich seinen Bilder, der Malerei, die ihm in den vergangenen Jahren immer wieder Halt gegeben hat.
Im Frühjahr 2013 hatten die Ärzte eine neue Metastase in der Leber entdeckt. Professor Dr. Gerald Illerhaus, Leiter der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin sowie des Onkologischen Zentrums im Klinikum Stuttgart, der Martin seit der Erstdiagnose 2007 begleitet, riet zu einer Radiofrequenzablation in der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie des Katharinenhospitals. Bei dieser schonenden Methode wird die Metastase durch lokale Überhitzung zerstört. Im Herbst wurde die Behandlung noch einmal wiederholt und durch eine transarterielle Chemotherapie ergänzt. Dann aber kam es zu einem Leberabszess und in der Folge zu einer Sepsis. Nach sechs Wochen intensiver Behandlung hatte er das Schlimmste überstanden. "Bis aber alles richtig ausgeheilt war, hat es noch einige Wochen bis in den Januar hinein gedauert", erzählt Martin.
Es war ein Zufallsbefund vor sieben Jahren, wie oft bei Bauchspeicheldrüsenkrebs. Mit "untypischen Bauchschmerzen" ging Martin zum Arzt. Nach einer ganzen Reihe von Untersuchungen dann die niederschmetternde Diagnose. In einer umfangreichen Operation wurden neben der Bauchspeicheldrüse die Gallenblase, die Milz, der Zwölf-Fingerdarm und ein Stück des Magens entfernt. Eine anschließende Chemotherapie sollte zudem die letzten Krebsherde vernichten. Tatsächlich hatte Martin lang Ruhe. Bis zum Frühjahr 2011 als eine erste Metastase in der Leber entdeckt wurde. Mit einem Teil der Leber konnte sie operativ entfernt werden. Im Herbst dann eine weitere Lebermetastase, diesmal zentral in der Leber und inoperabel. "Professor Illerhaus hat aber auch in diesem Fall wieder einen diesmal eher unkonventionellen Weg gefunden, mit dem auch diese Metastase erfolgreich behandelt werden konnte", berichtet Martin. In fünf Sitzungen wurde sie gezielt bestrahlt. Mit Erfolg: "Die Stelle ist noch da, zeigt aber kein Wachstum mehr." Und dann im letzten Jahr der erneute Rückschlag. Der nun aber auch glücklich überwunden ist.
"Das ist jedes Mal ein Schockmoment, wenn einem ein solcher Befund eröffnet wird", sagt Martin. Enorm geholfen habe ihm dann das Gespräch mit Professor Illerhaus. "Ich wusste immer, wie es um mich steht. Aber Professor Illerhaus hat immer auch eine Tür gezeigt, durch die es weitergehen kann." Nachdem Martin den letzten Rückschlag überstanden hat und auch keine weiteren Tumore gefunden wurden, sieht Professor Illerhaus gute Chancen, dass er langfristig Ruhe haben wird. Wenngleich eine 100-prozentig sichere Prognose kaum möglich sei. "Für so komplizierte und spezielle Krankheitsbilder ist in jedem Fall ein individuelles Therapiekonzept nötig", erläutert der Leiter des Onkologischen Zentrums am Klinikum Stuttgart. "Und es braucht den erfahrenen Onkologen, der alle Fäden in der Hand hält und zusammen mit den Kollegen aus den anderen Fachdisziplinen die in der aktuellen Situation jeweils geeignete Therapie auswählt."
Die interdisziplinäre Krebstherapie hat sich in den letzten Jahren immer mehr zum Standard entwickelt. Experten verschiedener Fachrichtungen beraten gemeinsam und entwickeln eine geeignete Behandlungsstrategie. Am Klinikum Stuttgart sind inzwischen alle Krebsbehandler unter dem gemeinsamen Dach des Stuttgart Cancer Center (SCC), Tumorzentrum Eva Mayr-Stihl mit seinem Onkologischen Zentrum zusammengeschlossen, das vom Onkologen Professor Illerhaus geleitet wird. Mit dem interdisziplinären Vorgehen, dank moderner Behandlungsmethoden und neuer Medikamente ist eine Krebserkrankung heute nicht mehr zwangsläufig ein Todesurteil. "In der Zukunft wird die Zahl der Krebspatienten, denen wir nicht mehr helfen können, weiter sinken", ist Professor Illerhaus überzeugt. Zwar können nicht alle Krebserkrankungen vollständig geheilt werden. "Mit einer guten Versorgung sind wir aber heute in der Lage, für die Patienten eine höhere Lebensqualität und nicht die Verlängerung ihrer Leiden zu erreichen."
Seit sieben Jahren geht Martin inzwischen mit seiner lebensbedrohlichen Krebserkrankung um. "Die Krankheit hat mein Leben verändert", sagt er. "In vielen Dingen bin ich entschiedener geworden." Der Gedanke an den Tod begleitet ihn, aber er hat sich auch seine positive Grundeinstellung bewahrt. "Ich wende mich immer wieder voll und ganz dem Leben zu." In den vielen Wochen in der Klinik habe es ihm enorm geholfen, sich neben dem Klinikalltag immer auch mit seiner Arbeit, mit seiner Kunst auseinanderzusetzen. Ein großes Ausstellungsprojekt hat er vom Krankenbett im Katharinenhospital aus organisiert. Und dann hat er es geschafft, zur Eröffnung dabei zu sein. "Für mich war es wichtig zu sehen, dass es etwas anderes gibt als die Krankheit, dass ich es bin, der sein Leben aktiv gestaltet." Neben seiner Arbeit haben ihm seine Frau und die Familie großen Rückhalt gegeben, die schwierigen Situationen durchzustehen. "Bei einer solchen Erkrankung sind ja alle, denen man nahesteht, jeder auf seine Weise mitbetroffen und haben mit ihren Ängsten zu kämpfen." Das aber liegt jetzt erst einmal hinter ihm. Martin ist zurück im Leben und plant die nächsten Ausstellungsprojekte.