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Klinikum Stuttgart schließt schwieriges Geschäftsjahr 2022 mit hohem Defizit ab

Klinikum Stuttgart (Bild. Klinikum Stuttgart)

Das größte Krankenhaus Baden-Württembergs weist für 2022 ein Defizit von 55,3 Millionen Euro aus. Die weiter aufgehende Schere zwischen stark gestiegenen Kosten für Energie, Löhne und Material auf der einen Seite und den sehr weit dahinter zurückbleibenden regulierten Erlösen belasten das Klinikum. Hinzu kamen 2022 Sondereffekte im zweistelligen Millionenbereich durch Rückstellungen für lange zurückliegende Risiken aus dem Betrieb der eingestellten „International Unit“ (16,6 Mio. €) sowie Abschreibungen der 2022 integrierten Sportklinik Stuttgart GmbH (5,7 Mio. €).

Die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser in Deutschland hat sich nach Einschätzung der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) in den letzten Jahren dramatisch verschlechtert. Der Ausblick wird ohne effektive gesundheitspolitische Gegenmaßnahmen so kritisch eingeschätzt, dass für 2024 in ca. 80% der Krankenhäuser mit Defiziten gerechnet wird. Die DKG beziffert die Summe der monatlichen Verluste der Krankenhäuser in Deutschland aktuell mit 600 Mio. €. Die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft (BWKG) geht für ihre Mitgliedshäuser im laufenden Jahr von einem Fehlbetrag von 620 Mio. € aus. Knapp 30% der Häuser in Baden-Württemberg sind laut Krankenhaus Rating Report insolvenzgefährdet. 

Die Preise für von Krankenhäusern erbrachte Leistungen können pro Jahr höchstens um den sogenannten „Veränderungswert“ steigen, der zentral definiert wird und für 2022 lediglich bei 2,3 % lag. Die Kostensteigerungen der Krankenhäuser – mit den wichtigen Faktoren Energie-, Lohn- und Lebensmittelkosten – betrugen inflationsbedingt ein Vielfaches. 

Die Fehlzeiten der Beschäftigten lagen 2022 auf historischen Höchstständen, auch im Gesundheitswesen. Die Zahl der stationären Behandlungen in Deutschland blieb auch deshalb noch hinter dem Vorpandemieniveau zurück. 

Die großen Belastungsfaktoren der Kliniken erfordern eine schnelle Stabilisierung der Finanzsituation. Der Vorsitzende des Verwaltungsrates des Klinikums Stuttgart und stellvertretende Vorsitzende der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft e.V. Bürgermeister Thomas Fuhrmann appelliert an Bund und Land: „Wir brauchen eine schnelle Verbesserung der Krankenhausfinanzierung noch vor der Krankenhausreform, sonst drohen durch eine ungeordnete Schließung von Krankenhäusern Lücken in unserer Gesundheitsversorgung.“ 

Das Defizit des Klinikums Stuttgart ordnete er vor dem Hintergrund der insgesamt schwierigen Lage der Kliniken ein: "Das Jahresergebnis entspricht nicht der Zielsetzung des Trägers. Es ist jedoch noch der seit 2020 anhaltenden krisenhaften Situation der Krankenhäuser geschuldet. Mit Vorstand und Beschäftigten arbeiten wir gemeinsam am Ziel der Konsolidierung." 

Der Vorstand des Klinikums Stuttgart, Prof. Jan Steffen Jürgensen, ergänzt: „Die Verbesserung der gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen bleibt entscheidend. Insbesondere für die Kinderheilkunde und Notfallmedizin, die uns mit Deutschlands größter Kinderklinik und ca. 100.000 Notfallpatienten im Jahr besonders am Herzen liegen, sehen wir echte Chancen für positive Entwicklungen.“

Klinikum Stuttgart 

Das Klinikum Stuttgart umfasst das Katharinenhospital, das Krankenhaus Bad Cannstatt und Deutschlands größte Kinderklinik, das 1842 gegründete Olgahospital. 8.000 Mitarbeitende, darunter 3.000 Pflegekräfte und über 1.000 Ärztinnen und Ärzte, versorgen jährlich rund 90.000 Patienten stationär und mehr als 600.000 ambulant, einschließlich 100.000 Notfällen – darunter 50.000 Kinder. Über 3.000 Geburten und mehr als 50.000 Operationen werden jedes Jahr im Klinikum Stuttgart betreut. 

Petition zur Stärkung der Kinderheilkunde: Prof. Dr. Jan Steffen Jürgensen (Vorstand Klinikum Stuttgart, links) übergab am 23.06.2023 rund 67.000 Unterschriften an den Gesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach. (Bild: Klinikum Stuttgart / Volkmar Otto)