Politik informiert sich über best practice im Gesundheitssektor

In der Sterilgutversorgungsabteilung des Klinikums Stuttgart erläutert der stv. Leiter Inan Bulut (von rechts) Stuttgarts OB Dr. Frank Nopper, Umweltministerin Thekla Walker und Sozialminister Manne Lucha die Aufbereitung von Medizinprodukten (Bild: Klinikum Stuttgart/ Jonas Ratermann)

Über die Fortschritte des Klinikums Stuttgart auf dem Weg zum nachhaltigen Krankenhaus informierten sich gestern die baden-württembergische Umweltministerin Thekla Walker, der baden-württembergische Sozialminister Manne Lucha und der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart, Dr. Frank Nopper. In den letzten 30 Jahren hat das Klinikum Stuttgart seinen CO2 Ausstoß um 75% reduziert.

Das Klinikum Stuttgart, das größte Krankenhaus in Baden-Württemberg, gehört zu den Vorreitern auf dem Weg zu einem nachhaltigen Krankenhausbetrieb. Es hat Nachhaltigkeit als Unternehmensziel verankert und als eines der ersten Häuser in Deutschland im Sinne des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Für seine vielfältigen Maßnahmen hat das Klinikum Stuttgart den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2024 erhalten, Europas größte Auszeichnung für ökologisches und soziales Engagement.

Das Engagement des Klinikums Stuttgart im Bereich Nachhaltigkeit reicht von effizienten Blockheizkraftwerken, regenerativer Energiegewinnung mit Fassadenphotovoltaik über umweltfreundliche Mobilität, ökologisches Bauen in Plusenergiestandards, innovative Gebäudetechnik, konsequente Kreislaufwirtschaft bis hin zur Vermeidung klimaschädlicher Narkosegase. Bei einem Rundgang durch das Klinikum Stuttgart konnten sich die baden-württembergische Umweltministerin Thekla Walker, der baden-württembergische Sozialminister Manne Lucha und der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart, Dr. Frank Nopper, von den Maßnahmen im Klinikum Stuttgart überzeugen. Umweltministerin Thekla Walker sieht das Klinikum Stuttgart auf einem guten Weg: „Umwelt- und Klimaschutz lohnen sich. Die ökologische Modernisierung des Klinikum Stuttgart geht Hand in Hand mit einer besseren Aufenthaltsqualität für die Patientinnen und Patienten. Die Maßnahmen verbessern die Klimabilanz des Klinikums und senken die Betriebskosten zugunsten erweiterter Spielräume für die medizinische Versorgung. Das Klinikum zeigt vorbildhaft, wie nachhaltiges, klimafreundliches Wirtschaften funktioniert.“

Bei ihrem Rundgang durch das Klinikum Stuttgart würdigten die Gäste auch die voll automatisierte Bettenwaschanlange. Als erstes Haus in Deutschland betreibt das Klinikum ein innovatives System mit Robotik zur hygienischen Bettenreinigung, das auf thermische Dampfreinigung zur Desinfektion setzt. Dadurch sank der Wasserverbrauch deutlich und es werden keine Chemikalien mehr benötigt. Im Neubau des Katharinenhospitals kommt eine effiziente Raumlufttechnik zum Einsatz. Durch adiabate Fortluftbefeuchtung mit Verdunstungskälte und die Nutzung der Wärme des Stuttgarter Abwassers konnte der Temperaturgradient technisch genutzt und der CO2 Fußandruck deutlich reduziert werden.

Baden-Württembergs Minister für Soziales und Integration, Manne Lucha, würdigte die Maßnahmen zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs: „Die bauliche Infrastruktur spielt beim Thema Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Mit der Konzentration auf die Standorte Mitte und Bad Cannstatt haben wir mit der Landeshauptstadt eine gute Basis geschaffen.“

Mit neuen Ansätzen und intelligenter Flusssteuerung reduziert das Klinikum Stuttgart den Einsatz klimaschädlicher Narkosegase. Wo immer möglich, setzt das Klinikum intravenöse Anästhesie ein oder recycelt mit industriellen Partnern das eingesetzte Narkosegas. Durch eine moderne Sterilgutversorgungsabteilung können jährlich weit über 5 Millionen Instrumente wie OP-Besteck und Endoskope aufbereitet werden. Der Anteil von Einwegprodukten wird immer weiter reduziert

Stuttgarts Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper lobte diese vielfältigen Ansätze: „Das Klinikum Stuttgart spielt in Sachen Medizin und bei der Nachhaltigkeit in der Championsleague. Es ist beeindruckend, was unser Klinikum bei der Energie- und Ressourcenreduktion schon geleistet hat und in Zukunft noch stärker leisten wird.“

Der Vorstand des Klinikums Stuttgart, Prof. Jan Steffen Jürgensen, freut sich über das Interesse und die Anerkennung der Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit im Krankenhaus. Trotzdem ordnet er ein: „Es gibt noch viel zu tun. Krankenhäuser verantworten ca. 5% der klimaschädlichen Emissionen. Der Energie- und Ressourcenverbrauch von Krankenhäusern ist enorm und entspricht pro Bett etwa dem eines Einfamilienhauses,“ so Jürgensen weiter. Das energieintensive Niveau biete aber auch doppelt lohnende Ansätze. Oft sei das ökologisch Sinnvolle gleichzeitig auch ökonomisch vorteilhaft. „Die starke Förderung und Begleitung von Stadt und Land ermöglichen innovative Lösungen und sinnvolle Investitionen. Dafür sind wir extrem dankbar und haben noch viel Luft nach oben“. 

Anhang

Nachhaltigkeit im Klinikum Stuttgart

Das Thema Nachhaltigkeit geht das Klinikum Stuttgart strukturiert an. In einer Nachhaltigkeitsstrategie werden die Maßnahmen gebündelt und Ziele definiert. Eine eigens eingerichtete Stabsstelle Nachhaltigkeit unterstützt die Koordination. 

Einige Maßnahmen des Klinikums im Bereich ökologische Nachhaltigkeit sind:

  •  regenerative Energiegewinnung: Allein in diesem Jahr erfolgten Investitionen in Höhe von drei Millionen Euro, um die bestehenden Photovoltaikanlagen des Klinikums konsequent auszubauen. Eine systematische Steigerung der Energieeffizienz sowie der Bezug von 100% Ökostrom sind Bestandteil des Nachhaltigkeitsansatzes.
  • Systematische Abfallvermeidung und Recycling von Wertstoffen: So wird ein wachsender Anteil der medizinischen Geräte im Haus sterilisiert – jährlich über 5 Millionen Instrumente - und der Anteil von Einwegprodukten reduziert.
  • Eine systematische Analyse des Verwurfs von Lebensmitteln ist aktuell Grundlage zur intelligenten Anpassung von Rezepten und Portionsgrößen. 
  • Nachhaltige Mobilität: Bereits über 500 Mitarbeitende nutzen das vor einem Jahr etablierte Angebot von E-Bike-Leasing. Allen 9000 Beschäftigten wird das Deutschlandsticket kostenfrei zur Verfügung gestellt.  Mitfahr-Apps wurden eingeführt und gut angenommen. Ein massiver Ausbau der Fahrradstellplätze ist in Umsetzung.
  • Ökologisches Bauen: Die im Sommer 2022 und 2024 erweiterten Personalwohnungen sowie eine 2021 eröffnete Betriebskita wurden mit hohem Holzanteil nachhaltig gebaut und produzieren als Energie-Plus-Quartiere mehr Energie, als sie verbrauchen. Intelligente Lüftungssysteme, Verschattungskonzepte, Betonkernaktivierung und Kühldecken sorgen energieeffizient auch im Sommer für besseres Raumklima. Flankierend werden im Rahmen des Neubaus des Katharinenhospitals städtebauliche Maßnahmen vorbereitet, z.B. die Freilegung bisher verbauter Frischluftschneisen, Entsiegelung von Flächen, Fassadenbegrünung sowie Verschattung durch großkronige Laubbäume.
  • Nachhaltige Küche: Bei der Zubereitung der Speisen für Patienten, Mitarbeitende und einige Kitas und Schulen in Stuttgart setzt das Klinikum zunehmend auf regionale Produkte. Das Catering bei Veranstaltungen des Klinikums setzt zwischenzeitlich ausschließlich auf fleischfreie Gerichte. 
  • Einsparung von OP-Gasen: Mit neuen Ansätzen und intelligenter Flusssteuerung reduziert das Klinikum Stuttgart klimaschädliche Narkosegase. Insbesondere halogenierte Kohlenwasserstoffe sind hochpotente Treibhausgase und wurden deutlich reduziert. Laut einer Klimaschutzstudie des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) erzeugten volatile Narkosegase weltweit ein CO2-Äquivalent von 3 Millionen Tonnen, 80 Prozent davon durch Desfluran. Wo immer möglich, setzt das Klinikum Stuttgart auf intravenöse Anästhesie. Um den Einsatz klimaschädlicher Gase weiter zu reduzieren, ist das Klinikum Stuttgart eine strategische Partnerschaft mit Dräger eingegangen, einem führenden Hersteller von Beatmungstechnik. 

Einige der Maßnahmen des Klinikums im Bereich soziale Nachhaltigkeit sind: 

  • Die 9.000 Mitarbeitenden des Klinikums Stuttgart profitieren von den sehr guten und sicheren Rahmenbedingungen des Tarifvertrags des öffentlichen Dienstes und der Trägerschaft durch die Landeshauptstadt Stuttgart. Es gibt eine geförderte betriebliche Altersvorsorge, Betriebskindergartenplätze, attraktive Personalwohnungen, die Kostenübernahme des Deutschlandtickets und Angebote für Job-Räder. Hinzu kommen die breiten Fort- und Weiterbildungsangebote, Maßnahmen für zuverlässige Arbeitszeiten und Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
  • Das Klinikum Stuttgart qualifiziert über 1000 Auszubildende in Gesundheitsberufen mit sehr hohen Übernahmequoten.
  • Im Klinikum Stuttgart arbeiten Menschen aus ca. 100 verschiedenen Ländern im Team. Integrationsbeauftrage unterstützen den Start internationaler Fachkräfte. 
  • In einer langfristigen vertraglichen Regelung mit Personalvertretungen, Gewerkschaften und der Landeshauptstadt Stuttgart („Vier-Seiten-Vertrag“) ist der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen und ein weit über das Übliche hinausgehendes Maß an sozialer Sicherheit definiert.
  • Als größtes Haus der Maximalversorgung in Baden-Württemberg sichert das Klinikum Stuttgart ein hohes Maß an Patientensicherheit und Behandlungsqualität. Die Leistungen in Diagnostik, Prävention, Therapie oder Palliation dienen der Sicherung von Lebenszeit und Lebensqualität mit möglichst selbstbestimmter Teilhabe und haben eine starke soziale Wirkung. 
  • Wichtiger Teil des Klinikums Stuttgart ist das Olgahospital, Deutschlands größte Kinderklinik, mit 35.000 Notfallpatienten pro Jahr und leistungsstarken Einheiten wie dem sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ), kinderonkologischem Zentrum oder Palliativ-Teams.

Weiterführende Informationen:

Nachhaltigkeitsbericht Klinikum Stuttgart
Den Nachhaltigkeitsbericht des Klinikums Stuttgart können Sie abrufen unter: https://www.klinikum-stuttgart.de/ueber-uns/nachhaltigkeit

Deutscher Nachhaltigkeitskodex
Informationen zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex, der Kriterien zur Erstellung standardisierter Nachhaltigkeitsberichte aufstellt, finden Sie hier: www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.de/

Deutscher Nachhaltigkeitspreis
Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis prämiert 2023 zum 16. Mal wegweisende Beiträge zur Transformation in eine nachhaltige Zukunft. Er zeigt an den besten Beispielen, wie ökologischer und sozialer Fortschritt schneller gelingen kann. Der Preis will alle wichtigen Akteur:innen zum Wandel motivieren, sie über Grenzen hinweg vernetzen und Partnerschaften anregen.
www.nachhaltigkeitspreis.de

Klinikum Stuttgart

Das Klinikum Stuttgart umfasst das Katharinenhospital, das Krankenhaus Bad Cannstatt und Deutschlands größte Kinderklinik, das Olgahospital. 9.000 Mitarbeitende, darunter über 3.000 Pflegekräfte und über 1.000 Ärztinnen und Ärzte, versorgen jährlich rund 90.000 Patienten stationär und mehr als 600.000 ambulant, einschließlich 100.000 Notfällen. Weit über 3.000 Geburten und ca. 60.000 Operationen werden jedes Jahr im Klinikum Stuttgart betreut. Das Katharinenhospital wird derzeit neu gebaut und schafft modernste Infrastruktur für die Patientenversorgung.

Stefan Möbius
Pressesprecher
Klinikum Stuttgart
Unternehmenskommunikation
Tel.: +49 (0)711 278-32 146
E-mail: s.moebius@klinikum-stuttgart.de
Web: www.klinikum-stuttgart.de

Der Ärztliche Direktor der Anästhesie im Klinikum Stuttgart, Prof. Andreas Walther (von rechts) erklärt Stuttgarts OB Dr. Frank Nopper, Umweltministerin Thekla Walker, Sozialminister Manne Lucha und Klinikumsvorstand Prof. Jan Steffen Jürgensen, wie das Klinikum Stuttgart OP Gase einspart. (Bild: Klinikum Stuttgart/ Jonas Ratermann)

Beim Rundgang im Klinikum Stuttgart (von rechts): Der medizinische Vorstand des Klinikums Stuttgart Prof. Jan Steffen Jürgensen, Stuttgarts OB Dr. Frank Nopper, Umweltministerin Thekla Walker, Sozialminister Manne Lucha, die kaufmännische Vorständin des Klinikums, Marya Verdel (Bild: Klinikum Stuttgart/ Jonas Ratermann)

Umweltministerin Thekla Walker und OB Dr. Frank Nopper besichtigen die moderne Bettenwaschanlage im Klinikum Stuttgart (Bild: Klinikum Stuttgart/ Jonas Ratermann)

Technikexperte Walter Ruschel (im Vordergrund) stellt die klimafreundliche Heiz- und Kühltechnik des Klinikum Stuttgart vor. (Bild: Klinikum Stuttgart/ Jonas Ratermann)

In der Sterilgutversorgungsabteilung des Klinikums Stuttgart: Von links: Umweltministerin Thekla Walker, Stuttgarts OB Dr. Frank Nopper, Sozialminister Manne Lucha, medizinischer Vorstand des Klinikums Stuttgart Prof. Jan Steffen Jürgensen, kaufmännische Vorständin des Klinikums Stuttgart Marya Verdel