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Wertschätzung und Stärkung der Pflege im Klinikum Stuttgart: Verwaltungsrat beschließt Zulage

Bildnachweis: Klinikum Stuttgart / Tobias Grosser

Der Verwaltungsrat des Klinikums Stuttgart hat eine Zulage für große Teile des Pflegepersonals und des Funktionsdiensts beschlossen. Diese Zulagen sollen bis zu den geforderten tarifvertraglichen Erhöhungen, die der Verband der Krankenhäuser  Stuttgart schon länger fordert, gelten. 

Das Klinikum Stuttgart ist das größte Haus der Maximalversorgung in Baden-Württemberg und beschäftigt fast 3000 Pflegekräfte. Deren Zahl begrenzt die Leistung. In vielen Bereichen gibt es Wartelisten, in einigen operativen Fächern bis ins nächste Jahr. Auch wenn die vielfach ausgezeichnete Pflege im Klinikum Stuttgart im Branchenvergleich noch als sehr gut aufgestellt gilt und in einigen Kennzahlen zur Spitzengruppe der Krankenhäuser in Deutschland gehört, ist die Knappheit allgegenwärtig. 

Besonders schmerzhaft wird das gerade wieder einmal in Deutschlands größter Kinderklinik, dem Olgahospital des Klinikums Stuttgart, deutlich. Der Vorstand des Klinikums, Prof. Jan Steffen Jürgensen, schildert das eindrücklich: „Das Verschieben von notwendigen Behandlungen ist immer ärgerlich für die Kinder und deren Familien. In einigen Fällen ist es aber auch gefährlich und schwer vermittelbar. In der Kindernotaufnahme sehen wir 30.000 kleine Patienten pro Jahr, von denen einige auch Hilfe in der Kinderonkologie oder auf der Intensivstation benötigen. Dort sind wir nur dank vieler Überstunden und Mehrarbeit der tollen Kolleginnen und Kollegen noch handlungsfähig. Das kann nach zwei Jahren Pandemie kein Dauerzustand sein. Verstärkung wird dringend gebraucht. Dazu brauchen wir attraktivere Arbeitsbedingungen in der Pflege.“ In der Kindernotaufnahme des Klinikums Stuttgart kann es wegen der hohen Belastung derzeit zu längeren Wartezeiten kommen.

Dem Beschluss des Verwaltungsrats gingen Appelle an die kommunalen Arbeitgeberverbände voraus, tarifvertraglich der Situation Rechnung zu tragen. Aus dem Gemeinderat der Landeshauptstadt Stuttgart kam nach sehr wertschätzender Diskussion der erneute Impuls, bis zur tarifvertraglichen Verbesserung ein Zeichen zu setzen und mindestens überbrückend zu fördern. Zur Deckung des Personalbedarfs und zur Sicherstellung des Versorgungsauftrages in besonders von Personalmangel betroffenen Bereichen eröffnet der Tarifvertrag die Möglichkeit, bei hohen regionalen Lebenshaltungskosten eine höhere Vergütung oder Stufenvorweggewährung zu nutzen (§ 17 Abs. 4 Nr. 1 TVÖD). Diese Grundlage wurde jetzt genutzt. Der Beschluss kann Signalwirkung haben und eine breitere tarifvertragliche Verbesserung für die Pflege stimulieren.

Konkret profitieren zunächst insbesondere examinierte Pflegekräfte im Klinikum Stuttgart, die in der stationären Patientenversorgung tätig sind. Diese erhalten bis auf Weiteres eine Zulage, die sie auf das Niveau der nächst höheren Entgeltstufe hebt. Pflegekräfte, die bereits in höheren Entgeltgruppen sind, erhalten in der Regel eine Zulage von 50% zur nächst höheren Stufe. 

Auch Funktionsdienste wie die Medizinisch-Technischen Labor- und Radiologie assistent:innen sollen  von einer Höhergruppierung (75% zur nächst höheren Entgeltgruppe) profitieren. Für ausgewählte Bereiche bezahlt das Klinikum Stuttgart schon länger Zulagen, etwa für Intensivpflegekräfte und Operationstechnische Assistent:innen. Diese Zulagen werden mit dem heutigen Beschluss des Verwaltungsrates an die Tarifstruktur angepasst und steigen nur leicht.

Stuttgarts Krankenhausbürgermeister Thomas Fuhrmann zeigte sich nach der Sitzung zufrieden: „Zur herausragenden Leistung der Pflege im Klinikum Stuttgart gibt es keine zwei Meinungen. Großen Konsens gab es auch, dass die Versorgung in Baden-Württembergs größter Klinik sicher sein soll. Ein angemessenes Gefüge ist zunächst Aufgabe der Tarifpartner. Mit dem heutigen Beschluss setzen wir auch ein Zeichen für den nächsten Tarifabschluss, der die Zulagen ablösen sollte.“

Die Zulage hat eine soziale Wirkung mit überproportionalem Nutzen für niedrigere Entgeltgruppen und eine steuernde mit besonderer Förderung kritischer Bereiche.

Die Kosten werden mit ca. 4 Millionen € pro Jahr erwartet. 

Klinikum Stuttgart
Das Klinikum Stuttgart ist das größte Krankenhaus der Maximalversorgung in Baden-Württemberg und umfasst das Katharinenhospital, das Krankenhaus Bad Cannstatt und Deutschlands größte Kinderklinik, das Olgahospital. 7.000 Mitarbeitende, darunter 2.700 Pflegekräfte und über 1.000 Ärztinnen und Ärzte, versorgen jährlich rund 90.000 Patienten stationär und mehr als 600.000 ambulant, einschließlich 100.000 Notfällen. Über 3.600 Geburten und mehr als 53.000 Operationen werden jedes Jahr im Klinikum Stuttgart betreut. Das Katharinenhospital wird derzeit für über 800 Mio. € neu gebaut und schafft modernste Infrastrukturen für die Patientenversorgung und attraktive Arbeitsbedingungen für klinische Teams.

Die Zahl der Ausbildungsplätze mit exzellenten Trainingsmöglichkeiten wurde auf mehr als 1000 erhöht. Aktuell entstehen neue Personalapartments für ca. 500 Beschäftigte in Bad Cannstatt. Die Zahl der Kitaplätze wurde mit Eröffnung der neuen Betriebskita im letzten Jahr nochmals gesteigert. 

Das Klinikum Stuttgart fördert Jobtickets, bietet Entgeltumwandlung für günstiges e-Bike-Leasing an und fördert die weitere Qualifizierung der Pflegekräfte beispielsweise durch Fachweiterbildungen. Berufsrückkehrer werden systematisch in Kursen auf den leichten Wiedereinstieg vorbereitet. Auch die Zahl der Pflegekräfte konnte in den letzten Jahren weiter gesteigert werden, auch wenn noch Vakanzen bestehen. Für internationale Fachkräfte stehen Integrationsbeauftragte bereit, die bei der Anerkennung äquivalenter Abschlüsse unterstützen. 

Gewinnung von Fachkräften in der Pflege
Deutschlandweit wird der Mangel an Fachkräften in der Pflege als große Herausforderung gesehen, die mit dem demographischen Wandel und der steigenden Zahl pflegebedürftiger Menschen zunimmt. Das Institut der Deutschen Wirtschaft und andere Institutionen prognostizieren, dass der Mangel an Pflegekräften weiter deutlich steigt. Gleichzeitig zeigen aktuelle Potenzialanalysen, dass viele gut qualifizierte Fachkräfte sich eine Rückkehr in den Beruf oder eine Erhöhung der bestehenden Wochenarbeitszeit vorstellen können, wenn die Rahmenbedingungen sich weiter verbessern. Vorrangig wird eine ausreichend hohe Zahl von Kolleg:innen genannt, um Überlastung zu vermeiden, aber auch das Gehalt bleibt ein relevanter Faktor (https://www.iat.eu/aktuell/veroeff/2022/becka_evans_kokott_schleicher02.pdf).

Annette Seifert
Klinikum Stuttgart
Unternehmenskommunikation
Tel: 0711-278 32096
Mail: a.seifert@klinikum-stuttgart.de

Bildnachweis: Klinikum Stuttgart / Ferdinando Iannone

Bildnachweis: Klinikum Stuttgart / Max Kovalenko