Wieder vollen Durchblick
Dank einer Hornhautspende kann Martin Salaquarda wieder klar sehen und auch wieder richtig gut lesen.
Wieder vollen Durchblick Tempo 80 oder vielleicht doch nur 60 erlaubt? „Ich konnte Verkehrsschilder nicht mehr erkennen, alles lag hinter einem Grauschleier, auch beim Lesen“, erinnert sich Martin Salaquarda. Der Stuttgarter hoffte, dass sich mit einer neuen Brille der Nebel bei ihm wieder lichten würde. Doch dem war leider nicht so. Seine Augenärztin stellte fest, dass etwas mit seiner Hornhaut nicht in Ordnung war und überwies ihn in die Augenklinik des Klinikums Stuttgart. Die Diagnose der Ärzt:innen dort: Grauer Star und Hornhautdystrophie. „Auch mein Vater litt unter Hornhautdystrophie, anscheinend hatte ich also die Disposition von ihm dazu geerbt“, sagt Martin Salaquarda.
Hornhauttransplantationen
Die Hornhauttransplantation ist weltweit die am häufigsten durchgeführte Transplantation. Allein in Deutschland erhalten jährlich über 9.000 Menschen ein Transplantat aus einer Augenhornhautspende. Mehr als die Hälfte dieser Transplantate stammt aus dem bundesweiten Netzwerk der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG). Obwohl die Spenderzahlen in Deutschland seit Jahren steigen, warten weiterhin tausende Patient:innen auf ein geeignetes Transplantat. Sie leiden an genetisch bedingten Hornhauterkrankungen, z.B. Hornhautdystrophien, Trübungen der Hornhaut aufgrund von Infektionen oder an schweren Hornhautschäden, verursacht durch Unfälle, Verbrennungen oder Verätzungen.Die Hornhauttransplantation ist dabei oft die letzte Möglichkeit, die Sehkraft dieser Patient:innen wiederherzustellen und ihnen klare Sicht zu schenken – so auch bei Martin Salaquarda. Die Augenklinik ließ ihn deshalb auf die bundesweite Warteliste für eine Hornhauttransplantation setzen, prognostizierte ihm aber eine längere Wartezeit auf ein geeignetes Transplantat. „Ich brauchte doch aber dringend wieder mehr Sehkraft, denn um in meinem Beruf als Fachangestellter für Bäderbetriebe arbeiten zu können, musste ich zum Beispiel Wartungsverträge oder Bedienungsanleitungen lesen können“, sagt der heute 65-Jährige.
Gewebebank in Stuttgart aufgebaut
Nahezu 100 Patient:innen jährlich gibt die Augenklinik des Klinikums Stuttgart durch eine Hornhauttransplantation ihre Sehkraft zurück. Um noch mehr Menschen mit Hornhauttransplantaten zu helfen, und die Qualität durch lokale Prozesse und Transportwege weiter zu steigern, hat das Klinikum Stuttgart gemeinsam mit der DGFG im Jahr 2023 eine Gewebebank im Klinikum Stuttgart aufgebaut. Die räumliche Nähe und organisatorische Verknüpfung der Gewebebank im Klinikum Stuttgart mit der Augenklinik und den OP-Strukturen schafft optimale Bedingungen für eine zeitnahe und qualitativ hochwertige Versorgung der Patient:innen.
Prof. Florian Gekeler ist Ärztlicher Direktor der Augenklinik im Klinikum Stuttgart und ärztlicher Leiter der Gewebebank. „Durch die Gewebebank hier im Klinikum Stuttgart sind die Kapazitäten zur Aufbereitung von Gewebespenden deutlich erhöht worden. Einen Großteil der im Klinikum Stuttgart aufbereiteten Spenden setzen wir direkt für unsere Patient:innen ein.“
„Die Erfolgsrate bei Hornhauttransplantationen ist sehr hoch
und viele Patienten erhalten ihr Sehvermögen vollständig zurück.“
Prof. Florian Gekeler
Geglückte Transplantation
Martin Salaquarda hatte Glück. Schon nach einigen Wochen stand eine passende Hornhautspende für ihn zur Verfügung. Allerdings musste vorab noch sein Grauer Star behandelt werden. Als dies geschehen war, wurden Teile der Hornhaut seines rechten Auges unter Vollnarkose durch das Transplantat ersetzt. Die Fixierung des Spendergewebes erfolgt durch Gas, welches das neue Spendergewebe an das Stroma andrückt. „Deshalb musste ich die ersten Tage nach der OP möglichst viel in Rückenlage verbringen“, erinnerte sich der Mann aus Heumaden. Da das transplantierte Auge noch sehr lichtempfindlich war, ist er anschließend die ersten Wochen tagsüber immer mit einer Sonnenbrille durch die Gegend gelaufen. „Anfangs habe ich alles nur verschwommen gesehen, aber von Tag zu Tag ist es dann besser geworden.“ Die Hornhaut seines linken Auges wurde dann ein Jahr später erfolgreich transplantiert.
Zurück in den Alltag
Direkt nach den Transplantationen war Martin Salaquarda jeweils für einige Wochen krankgeschrieben. „Das transplantierte Auge durfte nicht mit Wasser in Berührung kommen und als Fachangestellter für Bäderbetriebe komme ich ja zwangsläufig mit Wasser in Berührung.“ Um so mehr freute sich der begeisterte Schwimmer, als er nach sechs Wochen wieder schwimmen durfte und auch wieder Schwimmkurse für Kinder im Mombach-Bad des Schwimmverein Cannstatt 1898 e.V. leiten konnte. Martin Salaquarda ist sehr froh, dass es für ihn die Möglichkeit einer Transplantation gab.
Hornhautdystrophien
Hornhautdystrophien sind eine Gruppe von erblichen Erkrankungen, die sich durch strukturelle Veränderungen in der Hornhaut des Auges auszeichnen. Sie manifestieren sich in Form von Trübungen, die das Sehvermögen beeinträchtigen können. Hornhautdystrophien treten üblicherweise beidseitig auf und können in jedem Alter beginnen, wobei einige Formen bereits im Kindesalter erkennbar sind, während andere erst im Erwachsenenalter auftreten. Die Schwere der Symptome kann variieren, von geringfügigen Sehbeeinträchtigungen bis hin zu schwerem Sehverlust.