Endokrinologie Zyklusstörungen, Hyperprolaktinämie (erhöhte Werte des milchbildenden Hormons Prolaktin im Blut)
In der Hirnanhangsdrüse wird Prolaktin gebildet. Üblicherweise wird es vermehrt in der Stillzeit produziert und unterstützt dann die Milchproduktion. Bei einer Hyperprolaktinämie wird Prolaktin außerhalb der Stillzeit gebildet.
In 70 Prozent der Fälle wird eine Milchproduktion in der Brust beobachtet, die jedoch nicht immer spontan, sondern oft nur auf Ausstreichen der Brust hin erkennbar wird. Auch erhöhte männliche Hormone können mit erhöhten Prolaktin-Spiegeln einhergehen. Das wird zum einen mit den niedrigen Blutspiegeln weiblicher Hormone durch den ausbleibenden Eisprung begründet. Zum anderen kann eine Stimulation der Produktion männlicher Hormone in den Nebennieren durch die erhöhten Werte des Prolaktins im Blut Ursache sein.
Des weiteren sind Schilddrüsenunterfunktionen (Hypothyreose) eine häufige Ursache einer Hyperprolaktinämie. Darüber hinaus sind weitere Gründe für erhöhte Prolaktin-Spiegel bekannt: Es ist ein bekanntes Streßhormon, das unter körperlicher oder auch seelischer Belastung ansteigt. Außerdem gibt es eine ganze Anzahl von Medikamenten, die das Prolaktin erhöhen können.
Seltene Ursachen stark erhöhter Prolaktinwerte
Ein weiterer - sehr viel seltener - Grund für dann meist sehr stark erhöhte Prolaktinwerte können gutartige Knoten in der Hirnanhangsdrüse sein (Prolaktinome), welche das Prolaktin produzieren, ohne jedoch auf hemmende Faktoren anzusprechen (autonomes Prolaktinom oder Adenom). Diese Knoten haben letztlich meist keinen echten Krankheitswert. Sie können jedoch an Größe zunehmen und führen dann gelegentlich durch Druck auf den Sehnerv zu Auffälligkeiten bei der Untersuchung des Gesichtsfeldes. Auch andere, meist gutartige Tumoren können eine Hyperprolaktinämie auslösen, obwohl sie das Hormon nicht selbst produzieren. Diese Tumore behindern den Blutzufluss der Hirnanhangsdrüse durch Druck auf den Hypophysenstiel. Dadurch können hemmende Substanzen aus dem Zwischenhirn (Dopamin) die Herstellung des Prolaktins nicht mehr ausreichend regulieren und es kommt zu einer sogenannten Begleithyperprolaktinämie.
Es gibt eine ganze Anzahl von Medikamenten, die die Prolaktinproduktion senken können. Diagnostik, Therapie und die Überwachung der Therapie werden in der Sprechstunde der Frauenklinik durchgeführt.
Zyklusstörungen
Die normale Zykluslänge beträgt zwischen 25 und 31 Tagen (beginnend am ersten Tag der Menstruation bis zum letzten Tag vor der nächsten Menstruation). Die normale Blutungsdauer ist vier bis fünf Tage. Abweichungen davon werden als Zyklusstörungen bezeichnet:
- Spotting: Dies ist eine geringfügige Blutung, die typischerweise zum Zeitpunkt der Ovulation (also in der Mitte vom Zyklus) oder kurz vor der Periode auftritt.
- Meno-Metrorrhagie: Verstärkte und verlängerte Regelblutungen
- Schmierblutungen: Geringfügige Blutung, die zusätzlich zu Menstruation auftritt
- Amenorrhoe: Die Regelblutung tritt gar nicht auf
- Oligomenorrhoe: Die Zyklusintervalle sind größer als fünf Wochen, bis hin zu drei Monaten
- Polymenorrhoe: Die Zyklusintervalle sind unter 25 Tagen
- Hypermenorrhoe: Die Periodenblutung ist sehr stark und kann sich auf den roten Blutfarbstoff (Hb Wert) und den Eisenstoffwechsel auswirken
- Hypomenorrhoe: Verminderte Blutungstärke
In der Sprechstunde der Frauenklinik wird nach Erheben der Krankengeschichte eine umfangreiche Diagnostik (gynäkologische Untersuchung, Ultraschall, Hormonanalyse) durchgeführt. Die Ursache der Blutungsstörungen und damit auch die Blutungsstörung kann meist sehr gut therapiert werden.
Der Verdacht auf eine Unterfunktion der Schilddrüse kann oft schon anhand der typischen Symptome geäußert werden:
- Gewichtszunahme
- verlangsamten Puls
- Kälteempfindlichkeit
- trockene Haut
- Antriebsarmut
- Gesteigertes Schlafbedürfnis
- Konzentrationsstörungen
- Kälteempfindlichkeit
- Obstipation (Verstopfung)
- heisere Stimme
Erkrankungen der Schilddrüse
Bei der Diagnostik steht die Bestimmung des TSH-Wertes im Vordergrund. TSH wird von der Hirnanhangsdrüse ausgeschüttet, um die Produktion von Schilddrüsenhormonen zu stimulieren. Bei einer unzureichenden Versorgung mit Schilddrüsenhormon wird entsprechend der TSH-Spiegel erhöht, um die Schilddrüse zu mehr Hormonausschüttung anzuregen. Bei einem normalen TSH-Spiegel ist davon auszugehen, dass eine dauerhafte Unterfunktion der Schilddrüse nicht besteht.
Allerdings gibt es auch die latente Hypothyreose, die mit grenzwertig erhöhten oder im oberen Normbereich befindlichen TSH-Werten einhergehen kann. Die oben beschriebenen Symptome sind dann meist nicht vorhanden, die Schilddrüsenhormone selbst (T3 und T4) sind noch im Normbereich. Normalerweise ist ein solcher Befund ohne Bedeutung. Bei Kinderwunsch-Patientinnen kann dies jedoch bereits die Eizellreifung stören, nicht zuletzt durch den direkten Einfluss auf den Prolaktinhaushalt. Bei Kinderwunsch sollte ein solcher Grenzbefund also korrigiert werden. Anzustreben sind TSH-Werte unter 2, besser noch um die 1 mU/l. Zum Ausschluss einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse (Hashimoto-Thyreoditis) sollte bei einer latenten Schilddrüsenunterfunktion die Schilddrüsenantikörper bestimmt werden.
Niedrige TSH-Spiegel und erhöhte Schilddrüsenhormone beweisen eine Schilddrüsenüberfunktion. Oft wird sie durch autonom arbeitende (also nicht regulierte) Knoten oder durch immunologische Erkrankungen mit Schilddrüsenantikörpern hervorgerufen. Auch diese können den übrigen Hormonhaushalt und auch die Eizellreifung nachhaltig beeinträchtigen.