Krankheitsbilder

Im Laufe eines Lebens werden die Herzklappen stark beansprucht. Bei einem 70-jährigen haben sie sich bereits mehr als zwei Milliarden mal geöffnet und geschlossen. Die meisten therapiebedürftigen Erkrankungen und Funktionsstörungen betreffen die Klappen im linken Herzen, die Aortenklappe, die als Auslassventil den Blutstrom zwischen linker Herzkammer und Hauptschlagader kontrolliert und die Mitralklappe, die den Einstrom des Blutes vom linken Vorhof in die linke Herzkammer steuert. Diese Klappen sind dem Körperkreislauf (sogenanntes Hochdrucksystem) zugeordnet und werden damit stärker belastet. Die beiden Klappen im rechten Herzen, die Trikuspidal- und die Pulmonalklappe, müssen wegen der geringeren Belastung im Lungenkreislauf (sogenanntes Niederdrucksystem) seltener behandelt werden. Probleme der zwischen rechtem Vorhof und rechter Kammer gelegenen Trikuspidalklappe entstehen meist in Folge anderweitiger Klappenerkrankungen, insbesondere der Mitralklappe.

Operationspflichtige Erkrankungen der am Ausgang der rechten Kammer gelegenen Pulmonalklappe sind insgesamt selten und meistens Folge von angeborenen Herzfehlern oder Entzündungen im Herzbereich (infektiöse Endokarditis).

Häufigste Gründe für Erkrankungen der Herzklappen sind arteriosklerotische Abnutzungserscheinungen, erworbene degenerative Veränderungen des Klappengewebes oder Folgen eines rheumatischen Fiebers. Bei etwa zwei Prozent der Bevölkerung weist eine Herzklappe zudem einen angeborenen Defekt auf, der sich oft aber erst im höheren Erwachsenenalter bemerkbar macht.

Sehr ernst zu nehmen ist die Entzündung einer Herzklappe (infektiöse Endokarditis), die in jedem Alter entstehen kann, jedoch häufig auf dem Boden eines angeborenen Herzfehlers oder nach bereits erfolgtem Klappenersatz auftritt.

Wenn die Klappe nicht mehr öffnet oder schließt

Erkrankungen der Klappen können zu einer mangelnder Öffnung (Stenose) oder zu einer Undichtigkeit (Insuffizienz) führen. Kurzatmigkeit, Leistungsabfall und später Rhythmusstörung - das sind einige der Symptome unter denen Menschen leiden, deren Herzklappen verengt oder undicht sind. Öffnet sich eine Klappe nicht weit genug, muss die vorgeschaltete Herzkammer einen erhöhten Druck erzeugen, um das Hindernis zu überwinden. Ist eine Klappe undicht, fließt nach jeder Aktion des Herzmuskels ein Teil des bereits transportierten Blutes zurück in die betroffene Herzkammer. Auch die Volumenbelastung durch dieses "pendelnde" Blut belastet das Herz stark und führt zu einer zunehmenden Vergrößerung der betroffenen Herzkammer.

Leichtere Störungen der Klappenfunktion können vom Herzen meist ausgeglichen werden. Schwerere Fälle hingegen müssen unter Umständen schon früh mit Medikamenten oder operativ behandelt werden. Dabei ist es von besonderer Bedeutung, den Eingriff nicht zu lange hinauszuschieben. Bei zunehmenden Beschwerden oder Hinweisen für eine abnehmende Herzleistung sollte operiert werden. Bei rechtzeitiger Operation kann sich der belastete Herzmuskel in der Regel wieder vollständig erholen, was zu einer Verbesserung der Lebenserwartung beiträgt.

Fehler an den Herzklappen können, wie bereits erwähnt, auch angeboren sein. Durch die enge Zusammenarbeit der Herzchirurgie Stuttgart mit dem Olgahospital, einem der größten Kinderkrankenhäuser in Deutschland, und den Kardiologen des Klinikums Stuttgart – Katharinenhospital konnte das Zentrum für angeborene Herzfehler Stuttgart (ZAHF) geschaffen werden. Neugeborene, Säuglinge, Kinder und Jugendliche sowie Erwachsene mit angeborenem Herzfehler werden im ZAHF kompetent behandelt.