Herzinsuffizienzbehandlung, Herzschrittmacher und Defibrillatoren

Während das Vorhofflimmern durch chirurgische Techniken geheilt werden kann, gibt es viele Herzrhythmusstörungen, die durch die Implantation eines Herzschrittmachers oder Defibrillators symptomatisch behandelt werden. Diese Eingriffe bedeuten eine relativ kleine Operation und werden in der Herzchirurgie Stuttgart ebenfalls routinemäßig durchgeführt.

Herzrhythmusstörungen sind eine relativ häufige Erkrankung und in vielen Fällen harmlos. Behandlungsbedürftig sind Rhythmusstörungen, wenn eine zu langsame (Bradykardie) oder zu schnelle (Tachykardie) Herzfrequenz zu Symptomen führt. Das Herz kann den Körper nicht mehr ausreichend mit Blut und damit auch mit Sauerstoff versorgen. Dies führt zu Leistungsabfall und Schwächegefühl. In schweren Fällen zu Schwindel, Bewusstlosigkeit, Krämpfen und im Extremfall zum plötzlichen Herzstillstand.

Seit fast 50 Jahren wird der zu langsame Herzschlag durch eine elektrische Stimulation mit einem Herzschrittmacher behandelt. Aber auch zeitweilig auftretende schnelle Herzrhythmusstörungen werden bereits seit über 20 Jahren mit sogenannten implantierbaren Defibrillatoren mit spezifischen Stimulationsformen oder durch hochenergetische Elektroschocks behoben.

Bradykarde Herzrhythmusstörungen

Die Bradykardie, also der zu langsame Herzschlag, wird heute ausschließlich durch die Implantation eines Herzschrittmachers behandelt - auch weil alternativ keine entsprechenden Medikamente zur Verfügung stehen. Häufig sind diese Rhythmusstörungen Folge einer organischen Herzerkrankung, eines Herzfehlers, einer fehlerhaften Medikamentendosierung oder eines operativen Eingriffs am Herzen.

Bei den langsamen Rhythmusstörungen werden verschiedene Formen unterschieden. Zum einen können bei Vorliegen eines Vorhofflimmerns Pausen auftreten, die dem Patienten Probleme bereiten können. 

Andererseits kann die natürliche Schrittmacherfunktion des Sinusknotens im Herzen gestört oder blockiert sein.

Durch das Einbringen von ein oder zwei Elektroden über eine Vene unterhalb des Schlüsselbeins kann der Schrittmacher nach Verankerung der Sonden im Herzen diese Probleme beheben.

Relativ selten kann es auch durch einen herzchirurgischen Eingriff zu einer Schädigung des Reizleitungssystems kommen, die mit dem Herzschrittmacher behandelt werden muss.

Tachykarde Herzrhythmusstörungen

Rhythmusstörungen mit zu schneller Herzfrequenz, die sogenannten Tachykardien, stellen eine akut lebensbedrohliche Situation dar, insbesondere wenn die Tachykardie ihren Ursprung in einer Herzkammer hat. Durch die sehr schnelle Erregung der Herzkammer ist eine geordnete Pumpfunktion nicht mehr möglich, wodurch rasch ein Kreislaufzusammenbruch eintritt. Ventrikuläre Tachykardien sind in der Regel Folge einer schweren Herzerkrankung wie einer Herzmuskelschwäche oder entstehen nach Herzinfarkten.

Für Patienten, die eine lebensbedrohliche Tachykardie überlebt haben und mit Medikamenten nicht zuverlässig geschützt werden können, oder die aufgrund ihrer Herzschwäche hochgradig gefährdet sind, ist die Implantation eines Defibrillators angezeigt. Defibrillatoren sind aus der Notfallmedizin bekannt. Durch die Abgabe von Elektroschocks mit hoher Energie wird lebensbedrohliches Herzkammerflimmern behoben. Bei den implantierbaren Defibrillatoren handelt es ich um eine Miniaturisierung dieser Geräte. Sie sind kaum größer als moderne Herzschrittmacher. Wie beim Herzschrittmacher stellt die über eine Vene eingeführte Elektrode die Verbindung zum Herzen her. Über die Elektrode überwacht das Gerät ständig den Herzrhythmus und gibt nach Überschreiten einer programmierten Grenzfrequenz den lebensrettenden Elektroschock ab. Die Defibrillation erfolgt über die implantierte Elektrode direkt am Herzen, wodurch erheblich weniger Energie als von außen notwendig ist.

Resynchronisationstherapie

In den vergangenen Jahren wurden die Herzschrittmacher und Defibrillatoren ständig weiterentwickelt und es entstand eine neue Behandlungsoption mit implantierbaren elektrischen Systemen für viele schwerkranke Patienten, die an einer Herzinsuffizienz leiden, die sog. kardiale Resynchronisationstherapie oder biventrikuläre Stimulation.

Neben einer Elektrode im rechten Vorhof und in der rechten Herzkammer, wie bei einem Herzschrittmacher üblich, wird eine dritte Sonde in der linken Herzkammer verankert. Damit können neben der Behebung von Herzrhythmusstörungen gleichzeitig Reizleitungsstörungen zwischen der linken und der rechten Herzkammer beseitigt werden.

Vor allem Patienten mit schlechter Pumpleistung des Herzens, die gleichzeitig als Folge der Leitungsstörung einen sogenannten Linksschenkelblock aufweisen, profitieren von der neuen Resynchronisationstherapie.

Herzschrittmacher

Ein Herzschrittmacher ist heute nicht größer als eine Streichholzschachtel. Er besteht aus einem kleinen elektronischen Schaltkreis, einem Minicomputer und einer Kompaktbatterie. Ein oder zwei dünne, elektrisch isolierte Drähte, die Elektroden, verbinden den Herzschrittmacher mit der rechten Vorhofkammer, mit der rechten Hauptkammer oder beiden. Die Elektroden stellen die Herzaktivität fest und leiten sie an den Herzschrittmacher. Falls nötig übernimmt der Schrittmacher die Stimulation und leitet einen elektrischen Impuls über die Elektroden an das Herzmuskelgewebe weiter.

Der Einbau eines Schrittmachers dauert meist nur ein paar Minuten. Knapp unterhalb des Schlüsselbeins wird bei örtlicher Betäubung ein wenige Zentimeter langer Hautschnitt ausgeführt. Über eine Vene werden eine oder zwei Elektroden bis ins Herz vorgeschoben und im Herzmuskelgewebe der rechten Vorkammer und/oder der rechten Hauptkammer verankert. Die genaue Position der Elektroden wird mit einem Röntgengerät überprüft. Nach einer abschließenden Funktionsprüfung der angeschlossenen Elektroden wird der Herzschrittmacher unterhalb des Schlüsselbeins unter der Haut platziert

Defibrillatoren

Die Implantation eines Miniatur-Defibrillators verläuft im Prinzip genauso wie die eines Herzschrittmachers. Auch hier muss eine Elektrode im Herzmuskel verankert und mit dem Gerät verbunden werden. Der Defibrillator kann grundsätzlich die Funktion eines Schrittmachers übernehmen, bietet aber einen zusätzlichen Schutz gegen schnelle Herzrhythmusstörungen.

Nach der Implantation eines Herzschrittmachers oder eines implantierbaren Defibrillators erholen sich die Patienten in aller Regel sehr schnell. Nach wenigen Tagen werden die kleinen Geräte, die auch keinerlei Geräusche verursachen, kaum noch wahrgenommen. Nach sechs Wochen erfolgt eine Routinekontrolle der Schrittmacher- oder Defibrillator-Funktion. Anschließend sind die Geräte im Prinzip "wartungsfrei". Deshalb genügen in der Regel halbjährliche Kontrolluntersuchungen. Sollte eine Änderung in der Programmierung des Schrittmachers nötig sein, geschieht dies von außen. Allerdings ist die Lebensdauer begrenzt. Je nach Beanspruchung wird deshalb der eigentliche Schrittmacher oder Defibrillator bei Batterieerschöpfung nach etwa sechs bis acht Jahren im Rahmen eines kleinen Eingriffs ausgetauscht. Die Elektroden können dabei belassen werden. Bei jeder Kontrolluntersuchung wird die Batterieleistung von außen geprüft.

  • Durch ordnungsgemäß funktionierende Haushaltsgeräte werden Schrittmacher nicht beeinflusst - auch nicht durch Mikrowellengeräte.
  • Störungen durch Mobiltelefone können dagegen nicht sicher ausgeschlossen werden. Es wird deshalb empfohlen, das Handy nicht direkt über dem Schrittmacher zu tragen und zum Telefonieren das Ohr auf der anderen Körperseite zu nutzen.
  • Probleme können auch bei Geräten mit starken elektromagnetischen Feldern entstehen, wie zum Beispiel im Krankenhaus bei Kernspin- oder Magnetresonanz-Tomografen (MRT).
  • Auch bei Flugreisen gibt es für Schrittmacherträger keine Einschränkungen. Es wird aber empfohlen, beim Einchecken die Metalldetektoren zu meiden und sich von Hand kontrollieren zu lassen.
  • Jeder Träger eines Schrittmachers erhält einen Schrittmacherausweis, den er bei solchen Gelegenheiten vorzeigen sollte.