Zentrum für Pädiatrische Rheumatologie am Klinikum Stuttgart - ZEPRAS
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Klassische Medikamente bei Rheuma im Kindesalter / Jugendalter

Die medikamentöse Therapie chronisch rheumatischer Erkrankungen unterscheidet verschiedene Medikamentengruppen: 

  • Ibuprofen:
    Erst bei höheren Dosierungen kommt die entzündungshemmende Wirkung zum Tragen. Am häufigsten treten gastrointestinale Nebenwirkungen auf (Magenschmerzen, Übelkeit, Durchfall). Die Einnahme sollte daher zu den Mahlzeiten erfolgen. Bei längerer Einnahme kann die Kombinationstherapie mit einem Magenschutz sinnvoll sein.
  • Naproxen:
    Das Medikament wird gut vertragen. Am häufigsten sind gastrointestinale Nebenwirkungen; bei Bläschen an sonnenexponierten Hautarealen sollte das Medikament nach Rücksprache abgesetzt werden (Pseudoporphyrie). Gelegentliche Urinkontrollen werden empfohlen.

Bei über vier Wochen dauernder Therapie mit Kortisonpräparaten >0,2 mg/kg KG Prednisolonäquivalent ist bei unzureichender Calciumzufuhr eine Substitution (1g) zu empfehlen. Vitamin D3 (500 E) sollte bei erniedrigten 25 OH D3 Spiegeln verabreicht werden.
Bei anstehenden Operationen ist darauf zu achten, dass - bei Dosierungen von unter 100 mg/m2 Hydrokortisonäquivalent - eine erhöhte perioperative Kortisongabe nach einem üblichen "Stressschema" erfolgen sollte.
In Kombination mit einem NSAR (Naproxen, Ibuprofen, Indomethacin) ist ein Magenschutz mit z.B. Omeprazol empfehlenswert.

Als Basistherapeutika werden Medikamente bezeichnet, die den Verlauf und die Aktivität der Erkrankung beeinflussen. Methotrexat (MTX) ist das am häufigsten eingesetzte Medikament in dieser Substanzklasse.

  • Methotrexat (MTX):
    Das Medikament darf nur ein Mal pro Woche eingenommen werden (p.o./s.c). Bei Fieber ist eine ärztliche Untersuchung und ggf. eine Blutuntersuchung indiziert. Das Medikament sollte dann abgesetzt werden. Eine frühzeitige antibiotische Therapie ist anzuraten. Bei Kontakt zu manifesten Varizellen ist eine Therapie mit Aciclovir zu erwägen. Routineblutkontrollen (gr. BB, Kreatinin, GOT, GPT) sind bei Beginn nach zwei Wochen, danach alle acht Wochen ratsam.

Hierzu zählen die Tumornekrosefaktor (TNF) alpha blockierende Substanzen wie Etanercept und Adalimumab, der T-Zell-Kostimulations-Blocker Abatacept oder Interleukin-6- Inhibitoren (z.B. Tocilizumab) und Interleukin-1-Inhibotoren (z.B. Canakinumab).

  • Biologika (Etanercept, Adalimumab, Abatacept, Tocilizumab):
    Bei Fieber bzw. Infektionen sollte eine ärztliche Untersuchung stattfinden. Hierbei ist zu beachten, dass bei manchen Biologika (Tocilizumab) sowohl ein Leukozytenanstieg, als auch der CRP-Anstieg abgeschwächt sein kann. Nach Tocilizumab bitte BB Kontrolle nach einer Woche.
    Wegen des erhöhten Risikos für eine Tuberkulose sollte sowohl vor als auch in jährlichen Abständen auf eine latente Tuberkulose gescreent werden.
    Eine Kontrolle folgender Blutwerte ist in vier- bis achtwöchigen Abständen ratsam: BSG, Diff.-BB, CRP, GPT, GOT, Krea. Bei Tocilizumab zudem Triglyzeride, Gesamt-Cholesterin, LDL, HDL.
    Eine Impfung mit Lebendimpfstoffen sollte vermieden werden.

Die Initialtherapie einer Behandlung bei Rheuma im Kindesalter oder Jugendalter beinhaltet nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente (NSAIDs), wie Ibuprofen oder Indometacin. Basistherapeutika sind Medikamente, die den Verlauf und die Aktivität der Erkrankung beeinflussen. Da ihre Wirkung aber erst nach einigen Wochen oder Monaten einsetzt, kommen bei der JIA bis zu diesem Zeitpunkt kortisonfreie Entzündungshemmer und kortisonhaltige Medikamente zum Einsatz.

Bei einem Befall von nur wenigen Gelenken ist auch eine direkte intraartikuläre Kortisongabe möglich. Bei ausbleibendem Therapieansprechen auf die konventionelle Basistherapie werden biologische Substanzen, die relativ gezielt in den rheumatologischen Entzündungsprozess eingreifen, als Kombinationstherapie oder Monotherapie eingesetzt.

Weitere Informationen

Merkblätter zu den verschiedenen Medikamenten finden sie hier bei der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie.

Bei Planung einer Fernreise gilt zu beachten:

  • Biologika müssen bei Temperaturen zwischen +2°C und +8°C und lichtgeschützt, MTX bei Raumtemperatur transportiert werden. Daher bitte beides in das Handgepäck. Die geringen Temperaturen im Frachtraum können die Wirkstoffe zerstören.
  • Achten Sie bitte darauf, dass Kühlaggregate aus der Kühltasche meist mit Flüssigkeit gefüllt sind. Es kann sein, dass diese Kühlaggregate nicht durch die Sicherheitskontrolle am Flughafen genommen werden können. Eventuell kann auf eine Kühltasche ausgewichen werden, die keine Flüssigkeit zur Kühlung benötigt.
  • Bei kurzen Flugreisen reicht es, wenn Sie das Biologikum in der eigenen Kühltasche kühlen. Bei längeren Reisen sollte es in den Bordkühlschrank der Flugbegleiter.
  • Die Durchleuchtung am Flughafen schädigt die Wirkstoffe nicht.
  • Ein ärztliches Attest über den Medikamentenbedarf kann Missverständnisse bei Zoll und Sicherheitskontrolle vorbeugen. Lassen Sie sich dafür von Ihrem Arzt ein Attest (Deutsch und Englisch) ausstellen. Dieses bescheinigt, dass Sie die mitgeführten Medikamente benötigen und diese gekühlt transportiert werden müssen. Einige Pharmafirmen bieten entsprechende Vordrucke an.
  • Verschiedene Pharmafirmen bieten ein Patienten-Service-Programm an. Das Angebot dieser Programme reicht von telefonischer Hilfestellung bei der Injektion über Tipps für Reisen bis hin zu einem Injektionstraining zu Hause unter Anleitung einer erfahrenen Kinderkrankenschwester.