Die Schlafapnoe: Wann ins Schlaflabor?
Einen Schlafspezialisten sollten Sie immer dann zu Rate ziehen, wenn vor allem einer der folgenden Punkte zutrifft:
- Ihre Schlafstörung ist schon länger als ein halbes Jahr behandelt worden und trotzdem ist keine Besserung eingetreten.
- Lautes und unregelmäßiges Schnarchen
- Nächtliche Atempausen
- Unruhe, nächtliche Beinbewegungen und Verwirrtheitszustände
- Tagesmüdigkeit, morgendliches Unausgeschlafensein oder ungewolltes Einschlafen
- Konzentrationsschwäche
- Kopfschmerzen etc.
Apnoe stammt aus dem Griechischen und bedeutet Atemstillstand. Da bei Schlafapnoe die Atmung im Schlaf nicht einwandfrei funktioniert, erhalten die betroffenen Personen nicht genügend Sauerstoff und schlafen insgesamt sehr schlecht. Schlafapnoe kann zu Tagesschläfrigkeit führen und der Auslöser für Bluthochdruck sein. Es kann auch das Risiko für Herzversagen sowie Herzinfarkt oder Schlaganfälle erhöhen.
Schlafmediziner sind heute in der Lage, Atmungsstörungen bereits in frühen Stadien zu erkennen, in denen eine Behandlung noch besser greift. So lassen sich oftmals bei frühzeitiger Behandlung potentiell lebensbedrohliche Folgeerkrankungen der Schlafapnoe vermeiden oder beheben.
Über Menschen, die schnarchen, werden gerne Witze gemacht. Dabei ist Schnarchen alles andere als eine scherzhafte Angelegenheit. Lautes Schnarchen kann vielmehr ein ernst zu nehmendes Anzeichen für schlafbezogene Atmungsstörungen sein. Es deutet auf eine Verengung der Atemwege hin, die den Betroffenen das Atemholen im Schlaf erschwert.
Die typischen Schnarchgeräusche entstehen bei der Anstrengung, durch die verengten Atemwege Luft zu holen. Etwa 10 - 30 Prozent der Erwachsenen schnarchen im Schlaf. In den meisten Fällen ist jedoch keine Behandlung erforderlich, da Schnarchen an sich keine Gefahr für die Gesundheit darstellt. Dagegen ist lautes und unregelmäßiges Schnarchen in der Regel ein erster Hinweis auf obstruktive Schlafapnoe.
Bei Erwachsenen kann Schnarchen eine Lautstärke erreichen, die an die Geräuschentwicklung von Pressluftbohrern heranreicht, über mehrere Räume hinweg zu hören ist und manchmal bis zur benachbarten Wohnung durchdringt. Die typischen Geräusche des Schnarchens, die im Wechsel von Atempausen und heftigem Luftschnappen entstehen, spiegeln das Aus- und Einsetzen der Atmung akustisch wider. In schweren Fällen setzt die Atmung zu 75 Prozent der gesamten Schlafdauer aus.
Bei lautem und regelmäßigem Schnarchen, das in jeder Körperlage auftritt, sollte grundsätzlich ein Arzt hinzugezogen werden. Dieser überweist Sie gegebenenfalls an ein Schlafmedizinisches Zentrum zur genauen Untersuchung des Schlafs.
Der gestörte Nachtschlaf kann extreme Tagesschläfrigkeit verursachen und zu gravierenden Belastungen im Privat- und Berufsleben führen. Schlafapnoeiker unterliegen auch erhöhten Unfall- und Verletzungsrisiken, da sie jederzeit an der Arbeit oder beim Autofahren einschlafen können. Die Wahrscheinlichkeit von Verkehrsunfällen ist bei Schlafapnoeikern ca. 2-5 mal höher als bei anderen Verkehrsteilnehmern. Schlafapnoe kann zu Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, Zerstreutheit, Angstzuständen und Depressionen führen.
Diese Beschwerden können plötzlich und unvermittelt auftreten oder sich in einem schleichenden Prozess über Jahre hinweg herausbilden. Die Symptome werden oftmals gar nicht beachtet oder in ihrer Bedeutung nicht ernst genommen. Meistens werden Familienmitglieder, Arbeitgeber oder Kollegen auf das veränderte Verhalten der betroffenen Person aufmerksam und regen eine ärztliche Untersuchung an. Es gibt aber auch Fälle, in denen die Betroffenen selber registrieren, dass sie nachts häufig aufwachen und nach Luft ringen.
Manche Patienten klagen auch über morgendliche Kopfschmerzen und ein nachlassendes sexuelles Interesse. Bei Männern kann es zudem zu Erektionsstörungen kommen.
Schlafapnoe wird mit dem plötzlichen Kindstod (Sudden Infant Death Syndrome = SIDS) in Verbindung gebracht, obwohl die Ursachen und Zusammenhänge nicht genau bekannt sind. In der Forschung geht man derzeit der Frage nach, welche Rolle die Schlafapnoe beim plötzlichen Kindstod spielt und inwieweit sie als auslösender Faktor in Betracht kommt.
Schlafapnoe kann bei Kindern mit Übergewicht und vergrößerten Mandeln bzw. Polypen auftreten.
Unter Schlafapnoe leidende Kinder schnarchen, zeigen Schwierigkeiten beim Luftholen und haben einen unruhigen Schlaf. Da Schnarchen im Kindesalter sehr ungewöhnlich ist, sollten Eltern stets einen Arzt zu Rate ziehen.
Ältere Kinder, die unter Schlafapnoe leiden, wirken oft träge und schwerfällig und zeigen schlechte Leistungen in der Schule. Sie werden häufig als "langsam" und "faul" eingeschätzt.
Im Gegensatz zum Wachzustand lässt im Schlaf die Spannkraft aller Muskeln nach. Dies gilt auch für alle an der Atmung beteiligten Muskeln. Bei den meisten Menschen hat dies keine negative Auswirkung auf die Atmung im Schlaf. Bei manchen Menschen ist dagegen der Tonusverlust der Muskeln im Rachenraum so groß, dass die Atmung in erheblichem Maße beeinträchtigt und der Schlaf damit zu einem gesundheitlichen Risikofaktor wird.
Eine weitere Ursache für Schlafapnoe liegt in der Verengung der Atemwege durch Normabweichungen im Rachenraum.
Auch Fehlleistungen des Gehirns, und zwar in jenem Teil, das für die Steuerung der Atmung im Schlaf zuständig ist, können Schlafapnoe verursachen. Normalerweise werden vom Gehirn Befehle an die Muskeln zur Steuerung der Atmung ausgesandt. In manchen Fällen von Schlafapnoe scheint das Gehirn die Aussendung dieser Anweisungen regelrecht zu "vergessen".
Die verschiedenen Formen der Schlafapnoe
In der Schlafmedizin werden zwei grundlegende Arten schlafbezogener Atmungsstörungen unterschieden: die obstruktive und die zentrale Schlafapnoe.
Die obstruktive Schlafapnoe ist eine potentiell lebensbedrohliche Erkrankung, die bei mindestens 5 Prozent der Bevölkerung auftritt und vorwiegend übergewichtige Männer im mittleren Lebensalter betrifft. Sie stellt die schwerwiegendste und am häufigsten verbreitete Form schlafbezogener Atmungsstörungen dar. Man spricht hier auch von der Obstruktion der oberen Atemwege. Durch Entspannung und Erschlaffung der Muskeln des weichen Gaumens, der sich zwischen Zungenansatz und Gaumenzäpfchen befindet, werden die Atemwege verschlossen und somit ein freier Luftfluss verhindert. Dadurch verstärken sich die Atembemühungen, die am Ende in lautes Schnarchen übergehen. Wenn die Atemwege schließlich kollabieren, wird die Atmung gänzlich blockiert. Diese regelmäßig auftretenden Atemstillstände erkennt man an den Pausen beim Schnarchen.
Infolge der erhöhten Muskelaktivität von Zwerchfell und Brust, die durch die verstärkten Atmungsanstrengungen hervorgerufen wird, kommt es zu kurzen Schlafunterbrechungen. Während dieser so genannten Arousals nimmt die Muskelaktivität im Halsbereich wieder zu, so dass die Atemwege schließlich geöffnet werden.
Die Anstrengungen beim Atemholen lassen sich gut verdeutlichen, wenn man sich das Trinken mit einem ausgeleierten Strohhalm vorstellt, durch den sich nur mit großer Mühe Flüssigkeit ziehen lässt. Wenn die Atmung nun wieder einsetzt, hört man die tiefen Atemzüge, die auf die Schlafunterbrechung folgen. Die Weckreaktionen sind allerdings so kurz und unvollständig, dass sich die Betroffenen am nächsten Morgen nicht daran erinnern können.
Atemstillstände
Bei obstruktiver Schlafapnoe kommt es zu Atemstillständen, die 10 Sekunden und länger andauern und sich in einer einzigen Nacht hundertfach wiederholen. Da bei jedem Atemstillstand der Sauerstoffgehalt im Blut sinkt, muss das Herz verstärkt arbeiten, um den Sauerstoffbedarf im Körper zu decken. Dadurch steigt der Blutdruck, der manchmal auch nach Wiedereinsetzen der Atmung auf hohem Niveau verbleibt.
Herzrhythmusstörungen
In manchen Fällen kommt es auch zu Herzrhythmusstörungen, d. h. das Herz schlägt unregelmäßig und setzt sogar für Sekunden ganz aus. Es wird vermutet, dass der plötzlich im Schlaf eintretende Tod von Menschen bei scheinbar gutem Gesundheitszustand vielfach auf schlafbezogene Herzrhythmusstörungen zurückzuführen ist.
Übrigens begünstigen Alkohol, Schlaftabletten und Beruhigungsmittel vor dem Schlafengehen die Abnahme des Muskeltonus und erhöhen somit die Wahrscheinlichkeit für das Kollabieren der Atemwege.
Negative physische Merkmale
Während die meisten Patientinnen und Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe keine physischen Anomalien aufweisen, die den Atmungsprozess im Schlaf behindern könnten, wirken sich bei anderen besondere physische Merkmale negativ auf die nächtliche Atmung aus. Hierzu zählen ungewöhnlich kleine Kiefer, große Zungen, vergrößerte Mandeln und am Eingang der Atemwege befindliches Fett- und Bindegewebe, das den Luftfluss teilweise blockiert. Manche Patientinnen und Patienten weisen auch mehrere dieser ungünstigen Faktoren gleichzeitig auf.
Frauen - Männer
Obstruktive Schlafapnoe tritt besonders häufig bei übergewichtigen Männern auf, während Frauen aufgrund der weiblichen Hormone und einer anderen Anatomie im Halsbereich in der Regel bis zur Menopause verschont bleiben. Nach der Menopause wird der Unterschied im Hinblick auf die Häufigkeit geringer.
Bei der zentralen Schlafapnoe bleiben die Atemwege zwar geöffnet, aber die Muskeln in Brust und Zwerchfell sind nicht aktiv. Infolge des fehlenden Atemantriebes fällt der Sauerstoffgehalt im Blut - für das Gehirn ein Signal, den Schlafenden zu wecken, um die Atmung wieder aufzunehmen.
Zunahme im Alter
Die Wahrscheinlichkeit für zentrale Schlafapnoe nimmt im Alter zu. Jeder vierte der 60jährigen und Älteren kennt schlafbezogene Atmungsstörungen. In den meisten Fällen sind diese jedoch harmlos und bedürfen keiner besonderen Behandlung. Treten schlafbezogene Atmungsstörungen dagegen gehäuft und zusammen mit Herzschwäche oder neurologischen Störungen auf, ist eine Behandlung dringend erforderlich.
Übrigens nehmen Patientinnen und Patienten bei zentraler Schlafapnoe das häufige nächtliche Erwachen in der Regel eher wahr als bei obstruktiver Schlafapnoe.