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Interview mit Prof. Dr. Marc Münter

Herr Prof. Dr. Münter, was hat sich mit dem Umzug in Haus G für die Patient:innen im Bereich Strahlentherapie optimiert?

Durch den Umzug konnte die Strahlentherapie für unsere Patient:innen, aber auch Mitarbeiter:innen deutlich optimiert werden. Zum einen haben wir eine hoch moderne Brachytherapie sowie ein CT zur Bestrahlungsplanung der neuesten Generation erhalten. Nur wenige Einrichtungen in Deutschland halten eine solche Infrastruktur vor. Der Bereich zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass das CT sowie die Brachytherapie direkt durch eine Strahlenschutztür miteinander verbunden sind. Da wir für die moderne bildbasierte Brachytherapie (IGBT) zur Bestrahlungsplanung immer Bilder benötigen, können die Patient:innen schnell und unkompliziert zur Bildgebung gebracht werden. Vorher mussten die Patient:innen über lange Wege vom Eingriffsraum bis zum CT gefahren werden. Da die Brachytherapie meist in sehr intimen Bereichen durchgeführt wird, ist dies für die Patient:innen sehr belastend gewesen. Wir freuen uns deshalb ganz besonders über diese Optimierung. Außerdem ist nun der Eingriffsraum der Brachytherapie mit modernsten technischen Gerätschaften ausgestattet. Auch der für die Brachytherapie notwendige Afterloader ist nun auf dem neuesten technischen Stand. Zudem ermöglichen uns die Räumlichkeiten auch die Durchführung der atemgetriggerten Strahlentherapie. Auch diese Möglichkeit besteht erst seit dem Neubau und der Anschaffung des neuen CTs. Dadurch kann man die Patient:innen in Abhängigkeit der Atmung noch schonender und präziser bestrahlen.

Ein weiterer Vorteil für die radioonkologische Klinik ist, dass nun der gesamte Bereich in einem Gebäude verordnet ist. Zuvor war die Klinik beinahe über den gesamten Campus verteilt. Damit ist das Haus G eine deutliche Erleichterung für die Patient:innen – es sind kurze Wege entstanden. Zudem können sich die Patient:innen schnell orientieren. Ebenso besteht hier ein großer Vorteil für alle Mitarbeiter:innen, da man nun wesentlich effizienter und mit kürzeren Wegen arbeiten kann. Weitere Vorteile sind die Nähe zur Onkologie und der Tagesklinik. Da wir für die Bestrahlungsplanung auch regelhaft ein PET CT benötigen, ist die Nähe zur Nuklearmedizin auch ein herausragender Vorteil. Für meine Klinik ist die Lösung mit Haus G absolut optimal – optimaler geht nicht. Und natürlich sind auch alle Mitarbeiter:innen sehr stolz, in einem neuen Gebäude arbeiten zu dürfen.

Ein Jahreshighlight aus 2023 und was ist im Bereich Radioonkologie und Strahlentherapie weiter in Planung?

Ein Highlight 2023 war sicherlich die klinische Etablierung der adaptiven Strahlentherapie (ART) und die damit verbundene Überführung der Technik in die klinische Routine. Begonnen wurde 2022 mit der ART, aber 2023 konnten wir erstmals mehr als 100 Patienten mit dieser hoch innovativen Technik behandeln. Damit haben wir die meisten Patient:innen in Deutschland mit dieser Technik am „ETHOS“ (das einzige Gerät für die CT-basierte adaptive Strahlentherapie) behandelt und waren auch die ersten in Deutschland, die den „Ethos“ eingesetzt haben. Zusätzlich wurde der „Ethos“ 2023 durch Beschaffung von  „Hypersight“ in der Qualität der Behandlung deutlich verbessert. „Hypersight“ ist eine deutlich verbesserte Bildgebungseinheit am „Ethos“, damit können CT-Bilder vor der Bestrahlung schneller und in einer höheren Qualität erzeugt werden. Dies hat deutliche Vorteile für die Bestrahlungsplanung sowie die Qualität der Behandlung. Hiervon profitierten insbesondere Patient:innen mit Tumoren im Bereich der Lunge sowie im Bauchbereich. Auch hier waren wir die ersten, die dieses System in Deutschland eingesetzt haben.

In einem nächsten Schritt wird nun an zwei Geräten die oberflächengeführte Strahlentherapie (SGRT) eingeführt. Diese Gerätschaften werden in diesem Jahr installiert und ermöglichen eine bessere Kontrolle der Patient:innenen unter der Behandlung. Dadurch kann man nochmals exakter und schonender bestrahlen. Ebenso wird uns diese Technik in Zukunft ermöglichen, ohne Anzeichnungen und kleinen Tätowierungen während der strahlentherapeutischen Behandlung auszukommen.

Ebenso können die für die SGRT notwendigen Oberflächendetektoren auch die Atembewegung des Patienten verfolgen. Damit kann die Behandlung atemgetriggert erfolgen. Gerade atembewegliche Tumore und Körperregionen können dadurch besser behandelt werden. Entweder wird der Strahl in Abhängigkeit von einer Atemphase ein-und ausgeschaltet (Gating) oder die Behandlung erfolgt mit Techniken, bei denen der Atem angehalten wird (DIBH oder DEBH).

Was zeichnet den Bereich Radioonkologie und Strahlentherapie im Klinikum Stuttgart im Besonderen aus?

Die Klinik zeichnet sich insbesondere aus, dass sie das gesamte Spektrum der ambulanten und stationären Strahlentherapie abdeckt. Neben den modernsten technischen Gerätschaften bieten wir alle hoch modernen Formen der Strahlentherapie an (VMAT, IGRT, ART, SBRT, SRS, TBI, etc.).

Zudem erfolgt auf der radioonkologischen Station die Durchführung von kurativen Behandlungsansätzen, insbesondere bei Tumoren der Kopfhalsregion, beim Rektumkarzinom, beim Gebärmutterhalskrebs oder auch bei Tumoren der Speiseröhre und von Bronchialkarzinomen, um nur einige Beispiele zu nennen. Diese Patient:innen werden in diesen kurativen Ansätzen von uns Radioonkologen komplett betreut und damit wird der heilende Behandlungserfolg optimiert.

Daneben bieten wir die stereotaktisch geführte Hochpräzisionsstrahlentherapie von Hirnmetastasen (SRS) und von Tumoren im Bereich der Lunge sowie von Lymphknoten- und Knochenmetastasen (SBRT) an. Mit diesen Formen der Strahlentherapie lassen sich Metastasen durch Verwendung von sehr hohen Einzeldosen in sehr kurzen Zeiträumen (1-10 Bestrahlungen) behandeln. Damit können Patient:innen komplett von der Metastase geheilt werden und eine Operation kann erspart bleiben.

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