Chronisch entzündliche Darmerkrankungen
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zählen zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED), die den gesamten Magen-Darm-Trakt (M. Crohn) oder ausschließlich den Dickdarm (Colitis ulcerosa) betreffen können. Charakteristisch für die beiden Erkrankungen ist ein Verlauf in Schüben, wobei sich Erkrankungsepisoden und beschwerdefreie Phasen abwechseln.
In den westlichen Industriestaaten sind etwa 350 von 100.000 Einwohnern von einer CED betroffen, das entspricht derzeit ca. 300.000 Erkrankungen in Deutschland. Meist treten die ersten Krankheitszeichen zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf, aber auch schon Kleinkinder und Jugendliche können erkranken.
Sowohl Morbus Crohn als auch die Colitis ulcerosa werden generell medikamentös durch den Internisten (Gastroenterologen) behandelt. Wenn die medikamentöse Therapie nicht anspricht oder bei Auftreten von Komplikationen, wie nicht beherrschbare Blutungen, Abszess- und Fistelbildungen sowie Darmverschluss oder Sepsis (Blutvergiftung), ist eine chirurgische Behandlung erforderlich.
Chirurgische Therapie des Morbus Crohn
Morbus Crohn ist bislang weder durch eine medikamentöse noch durch eine chirurgische Behandlung heilbar. Die chirurgische Behandlung hat zum Ziel, die möglichen Komplikationen der Erkrankung (Abszesse, Fisteln, Stenosen) zu behandeln und zu einer Linderung der Beschwerden beizutragen. Mögliche operative Eingriffe können das Eröffnen von Abszessen, die Erweiterung von Darm-Engstellen (Stenosen), die Teilentfernung von erkrankten Dünn- oder Dickdarmabschnitten bis hin zur kompletten Entfernung des Dickdarms sowie gelegentlich auch die dauerhafte Anlage eines Kunstafters sein.
Bei der Behandlung des Morbus Crohn gehen die Chirurgen der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie ganz besonders defensiv vor. Entfernungen von Teilen des Darms werden möglichst vermieden. Engstellen, insbesondere am Dünndarm, werden idealerweise plastisch erweitert und nicht entfernt. Grund für das besonders vorsichtige Vorgehen ist, dass bei Patienten mit Morbus Crohn oftmals mehrere Eingriffe im Laufe der Jahre notwendig sein können und ein radikales chirurgisches Vorgehen das Wiederauftreten der Krankheit nicht vermeidet.
Chirurgische Therapie des Colitis Ulcerosa
Im Unterschied zum Morbus Crohn ist die Colitis ulcerosa durch die operative Entfernung des gesamten Dickdarms einschließlich des Enddarms (Proktokolektomie) heilbar. Diese Operation ist erforderlich, wenn die medikamentöse Behandlung versagt, aber auch wegen der nach langjährigem Erkrankungsverlauf zunehmenden Gefahr der Entstehung eines Dickdarmkarzinoms. Durch enorme Fortschritte im Bereich der konservativen internistischen Therapie ist die chirurgische Entfernung des Dickdarms allerdings nur noch bei etwa 25 bis 35 Prozent der Patienten erforderlich.
Die Heilung wird durch den Verlust der Reservoir-Funktion des Enddarms erkauft. Jedoch ist diese Funktion, die normalerweise eine willkürlich steuerbare Darmentleerung erlaubt, meist infolge der langjährig bestehenden Entzündung durch Vernarbungen und Starre der Darmwandung schon stark beeinträchtigt.
Die Wiederherstellung der Passage erfolgt durch die Verbindung des Analkanals mit dem Dünndarm im Sinne einer pouchanalen Anastomose. Durch den Umbau des Dünndarms wird die Reservoir-Funktion des Rektums nachgeahmt.
Damit diese Konstruktion ungestört einheilen kann, muss vorübergehend (für ca. drei Monate) ein künstlicher Darmausgang angelegt werden. In unserer Klinik besteht langjährige Erfahrung mit dieser komplexen Chirurgie. Über 90 Prozent der Patienten erlangen nach der Rückverlagerung des Kunstafters, bei unkompliziertem postoperativem Heilungsverlauf wieder eine zufriedenstellende Lebensqualität.