Herzrhythmusstörungen

Wenn wir ganz entspannt im Sessel die Zeitung lesen, pumpt unser Herz einmal pro Minute das gesamte Blutvolumen durch unseren Körper und schlägt dazu zwischen 50 und 80 Mal. Beim Joggen, Fußballspielen oder anderen körperlichen Anstrengungen dagegen erhöht sich der Herzschlag auf bis zu 200 Mal pro Minute. Elektrische Impulse im Herzmuskel sorgen dafür, dass sich die Herzkammern zusammenziehen und so diese enorme Pumpleistung bewältigen. Den normalen Herzschlag in Ruhe spüren wir kaum. Erst wenn uns bei Anstrengungen oder auch bei Aufregung das Herz bis zum Hals schlägt oder wenn der Herzschlag ins Stolpern gerät, wird uns unser Herz bewusst. Dabei ist es gar nicht so selten, dass das Herz kurzzeitig aus dem Takt gerät. Geschieht dies häufiger, regelmäßig oder gar andauernd, sprechen die Mediziner von einer Herzrhythmusstörung.

In den allermeisten Fällen äußert sich die Herzrhythmusstörung als sogenanntes Vorhofflimmern. Dabei zuckt der Herzmuskel des Vorhofes typischerweise 400 bis 600 Mal pro Minute, er flimmert. Zusätzliche elektrische Impulse überlagern den normalen für den Herzschlag verantwortlichen elektrischen Reiz und lösen so die Herzrhythmusstörungen aus. 

Vorhofflimmern ist eine weit verbreitete Volkskrankheit. Rund 300.000 Menschen leiden allein in Deutschland darunter, etwa 5 Millionen in den EU-Staaten. Schon zwei Prozent der über 40-Jährigen ist betroffen. Mit zunehmendem Alter steigt die Zahl der Betroffenen rapide an. Bei den über 80-Jährigen liegt die Häufigkeit bei 8-10%.

Die hohe Schlagfrequenz des Vorhofs führt nur noch zu einem kaum wahrnehmbaren Zucken des Vorhofgewebes ohne effektiven Bluttransport. Funktionell gesehen befindet sich der Vorhof im Stillstand. Das hat vor allem zwei Dinge zur Folge:

  • Es können sich Blutgerinnsel bilden, mit den Risiken einer Embolie in Körperschlagadern oder eines Schlaganfalls.
  • Die Transportfunktion des Vorhofs steht der gesamten Herzfunktion nicht mehr zur Verfügung, so dass sich diese bis zu 30 Prozent vermindern kann.

Bei Patienten mit Vorhofflimmern ist eine Blutverdünnung, zum Beispiel mit Marcumar, notwendig, um die Entstehung von Blutgerinnseln mit den oben beschriebenen Folgen zu vermeiden. Eine Blutverdünnung bedeutet eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität, unter anderem durch regelmäßige Blutkontrollen. Außerdem birgt die Blutverdünnung gewisse Risiken in sich, wie z.B. innere Blutungen.

Vorhofflimmern kann isoliert oder auch in Verbindung mit strukturellen Herzerkrankungen auftreten. Besonders häufig sind Patienten mit langjährig bestehenden Mitralklappenfehlern betroffen. Diese Patienten können auch nach einer erfolgreichen Klappenrekonstruktion nicht auf gerinnungshemmende Medikamente verzichten.

Maze-Operation im Rahmen eines Kombinationseingriffes

Die chirurgische Behandlung des Vorhofflimmerns (die sogenannte Maze-Operation) kam bislang nur bei den Patienten in Frage, die sich beispielsweise einer Bypass- oder einer Herzklappen-Operation unterziehen mussten. Dabei wurden die elektrischen Reize, die den Herzrhythmus durcheinanderbringen, gleich mit ausgeschaltet.

Bei Patienten ohne eine zusätzliche Herzerkrankung werden die Rhythmusstörungen in der Regel vom Kardiologen mit Hilfe des Herzkatheters behandelt. Aber nicht allen Patienten kann so geholfen werden. Insbesondere bei schon länger bestehendem unregelmäßigem Herzschlag, dem sogenannten persistierenden Vorhofflimmern, ist der Herzkathetereingriff nur in etwa der Hälfte der Fälle erfolgreich. Sollte also ein erneuter Eingriff mit dem Herzkatheter oder doch eine Herzoperation erfolgen? Für Ärzte wie Patienten eine schwierige Entscheidung.