Feingewebliche Untersuchungen
Jährlich werden im Institut für Pathologie des Klinikums Stuttgart über 35.000 feingewebliche Untersuchungen aus nahezu allen Bereichen der Medizin durchgeführt. Der Ablauf der Aufarbeitung der Gewebeproben ist standardisiert.
Vom Posteingang bis zum fertigen Schnittpräprat unter dem Mikroskop durchläuft die Gewebeprobe unterschiedliche Stationen und wird vornehmlich handwerklich aufgearbeitet. Etwa 5.000 pathologische Schnittpräparate stellt eine MTA monatlich her. Zuletzt erfolgt dann durch die Pathologen die Begutachtung der Präparate unter dem Mikroskop.
Die Diagnostik unter dem Mikroskop berücksichtigt unterschiedlichste Fragestellungen:
- Pathologen haben eine große Bedeutung bei der Krebsvorsorge. So wird zum Beispiel der jährliche Zellabstrich vom Gebärmuttermund vom Pathologen unter dem Mikroskopie auf krebsverdächtige Zellen untersucht. Krebsvorsorge ist ohne den geschulten Blick des Pathologen nicht mehr vorstellbar. Der Pathologe ist, auch wenn er im Hintergrund arbeitet, ein verlässlicher Wächter über die Gesundheit der Patienten.
- Auch vor der Behandlung spielt der Pathologe eine wichtige Rolle – zum Beispiel bei der Diagnose einer Magenschleimhautentzündung. Weist der Pathologe unter dem Mikroskop die sogenannten Helicobacter-pylori-Bakterien nach, kann dementsprechend antibiotisch behandelt werden. Lautet die Diagnose Magenkrebs, so ist eine endoskopische oder chirurgische Entfernung des Krebses zur Heilung notwendig. Somit bedeutet die Diagnose des Pathologen in vielen Fällen eine wichtige Weichenstellung für die Auswahl des Therapieverfahrens durch den behandelnden Arzt. Es ist der Pathologe, der das Ausmaß der Operation wesentlich mitbestimmt: Je nach Bösartigkeit oder Ausdehnung eines Tumors wird individuell vorgegangen.
- Pathologen sind auch während der Behandlung beim Patienten. Während einer Operation ist der Pathologe Mitglied des Teams, das die Patienten betreut. In wenigen Minuten stellt er bei einer Schnellschnittuntersuchung an der Gewebeprobe wichtige Diagnosen. Diese rasche Untersuchung entscheidet über das weitere Vorgehen: kann die Operation beendet oder muss sie erweitert werden.
- Auch nach der Behandlung braucht der Patient den Pathologen in der weiteren Betreuung. So wird nach der Operation eines Dickdarmkarzinoms Ausdehnung, der Grad der Bösartigkeit, die Schnittränder und die Frage untersucht, wie weit der Tumor in umgebendes Gewebe eingewachsen ist. Auch hier liefert der Befund des Pathologen eine wesentliche Entscheidungshilfe für die weitere Therapie. Die Diagnostik des Pathologen am Operationspräparat entscheidet somit darüber, ob die operative Behandlung ausreichend war, oder ob eine zusätzliche Strahlen- und/oder Chemotherapie erforderlich ist.
- Um Grund- und Folgeerkrankungen sowie Todesursachen genau feststellen zu können, gehören auch Obduktionen zum Leistungsspektrum des Instituts. Sie bilden ein wesentliches Instrument der Qualitätssicherung in der modernen Medizin und dienen damit unter anderem der ärztlichen Aus- und Fortbildung, der Information über die Häufigkeit und Entwicklung von Krankheiten, der Therapiekontrolle sowie der Aufdeckung unnatürlicher Todesursachen. Die Zahl der Obduktionen ist allerdings rückläufig. Derzeit werden jährlich rund 100 Sektionen durchgeführt.
- Pathologen sind auch neuen Krankheiten auf der Spur. Viele bis dahin unklare Krankheiten sind durch Pathologen aufgeklärt worden und so hat etwa ein Pathologe Anfang der 80er Jahre die Magenbakterien entdeckt, die die Ursache der Magenschleimhautentzündung, der Geschwüre des Zwölffingerdarms und des Magens und der Magenkrebse sind. Forschung durch Pathologen erbringt besser Vorsorge, bessere Diagnostik und bessere Nachbehandlung.
Zusammenfassend unterstützen die Pathologen somit medizinische Maßnahmen zur persönlichen Krebsvorsorge. Sie liefern Entscheidungsgrundlagen für die Therapie, tragen zur Qualitätssicherung der Behandlung bei und sind neuen Krankheiten auf der Spur.