Stationäre Schmerztherapie
Das Klinikum Stuttgart bietet im Krankenhaus Bad Cannstatt für Patienten mit chronischen Schmerzen die Möglichkeit einer stationären Aufnahme. In einer interdisziplinären, multimodalen Schmerztherapie lernen sie hier, ihren Schmerz in den Griff zu bekommen.
Chronischer Schmerz ist lebensbestimmend. Wenn der Patient sich immer stärker auf seinen Schmerz fokussiert, folgen nicht selten ein sozialer Rückzug, Depressionen und Medikamentenfehlgebrauch. Chronischer Schmerz hat keine biologische Ursache, er hat seine eigentliche Warnfunktion verloren und wird selbst zu einer Krankheit. Diese chronische Schmerzkrankheit – am häufigsten handelt es sich dabei um Rücken-, Kopf- und Weichteilschmerzen – ist oft nur mit einer speziellen, sogenannten multimodalen Schmerztherapie in den Griff zu bekommen.
Fünf Fragen entscheiden
Ob ein Patient anstatt einer ambulanten Schmerzbehandlung eine stationäre benötigt, wird in der Voruntersuchung anhand fünf wichtiger Fragen entschieden. Werden drei davon positiv beantwortet, ist ein stationärer Aufenthalt empfehlenswert:
- Besteht eine manifeste oder drohende Beeinträchtigung der Lebensqualität und/oder der Arbeitsfähigkeit?
- Gab es bereits einen Fehlschlag der vorherigen Schmerztherapie, eines schmerzbedingten operativen Eingriffs, einer stationären Behandlung oder einer Entzugsbehandlung?
- Besteht eine Medikamentenabhängigkeit?
- Oder eine schmerzunterhaltende psychische Begleiterkrankung?
- Sind gravierende körperliche Begleiterkrankungen vorhanden?
In einem interdisziplinären Team aus Schmerztherapeut, Orthopäde, einer psychologischen Psychotherapeutin, Mitarbeitern des Therapiezentrums (Physio-, Ergo-, Kunst- und Maltherapie) und der Stationspflege wird über einen individuellen Behandlungsplan für jeden Patienten beraten.
Ziel: Schmerzverhalten ändern
Die stationäre Therapie dauert im Durchschnitt 14 bis 17 Tage, kann aber auch über drei Wochen hinausgehen. Als Therapieverfahren stehen Psychotherapie (Verhaltenstherapie), spezielle Physiotherapie, Entspannungsverfahren, Ergotherapie, medizinische Trainingstherapie, sensomotorisches Training, Arbeitsplatztraining sowie Kunst- und Musiktherapie zur Verfügung. Jeder Patient hat täglich mindestens vier bis fünf Therapieeinheiten, es wird vor allem darauf geachtet, dass die Maßnahmen einen aktivierenden, übenden Charakter haben. So lernen die Patienten, dass die Schmerzbehandlung in ihrer Verantwortung liegt – nur sie selbst können ihre Selbstheilungskräfte aktivieren.
Das Ziel der stationären Behandlung liegt darin, das Schmerzverhalten der Betroffenen zu verändern. Zwar ist die initiale Schmerzreduktion nach dem stationären Aufenthalt oftmals eher gering, viel wichtiger ist jedoch, dass die Patienten hier einen ersten Schritt aus ihrer Schmerzwelt tätigen. Sie müssen ihre Einstellung zu ihrem Leben mit dem Schmerz ändern, erhalten aber auch medikamentöse Unterstützung. Die Reduktion des Schmerzes mittels Medikamenten muss aber dafür genutzt werden, dass die Patienten aktiver werden, denn nur so können sie langfristig den Schmerz verbessern.
Dr. med. Stefan Junger
Facharzt für Anästhesiologie, Oberarzt, Leiter der Schmerztherapie
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Schmerztherapie
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