Chirurgie der Bauchspeicheldrüse
Die Chirurgen der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie am Standort Katharinenhospital verfügen über sehr große Erfahrungen in der komplexen Chirurgie der Bauchspeicheldrüse.
Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse werden oft erst spät diagnostiziert, da das Organ tief im Bauchraum liegt und Beschwerden oft zu lange nicht mit der Bauchspeicheldrüse in Verbindung gebracht werden. Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) produziert Verdauungsenzyme und ist für die Insulinproduktion verantwortlich. Im Wesentlichen können zwei große Krankheitsbilder an der Bauchspeicheldrüse auftreten: der Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) und die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis).
Pankreaskarzinom
Das Pankreaskarzinom steht bei den durch Krebs verursachten Todesfällen weltweit an vierter bis fünfter Stelle mit deutlich steigender Tendenz. Die Häufigkeit der Erkrankung liegt in den Vereinigten Staaten von Amerika und im nördlichen Europa bei acht bis elf Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner und Jahr, wobei der Häufigkeitsgipfel der Erkrankung zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr liegt und Männer doppelt so häufig erkranken wie Frauen.
Trotz des Einsatzes der modernen Medizin hat das Pankreaskarzinom wenn es nicht chirurgisch entfernt werden kann eine schlechte Prognose. Ursachen hierfür sind die unzureichenden Möglichkeiten der Früherkennung und das Fehlen wirksamer konservativer Behandlungsmöglichkeiten. Ein anderer Grund ist die frühzeitige Metastasierung, die ein wesentliches klinisches Charakteristikum des Pankreaskarzinoms darstellt. Über allem steht also die idealerweise komplette Resektion des Tumors, weil nur dadurch eine Heilung möglich wird.
Die Chirurgie der Bauchspeicheldrüse hat an unserer Klinik eine lange Tradition. Seit Beginn unserer Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie und der Deutschen Krebsgesellschaft im Jahre 2011 wurden ca. 600 resezierende Eingriffe an der Bauchspeicheldrüse vorgenommen, hiervon 430 Pankreaskopfresektionen. Neben den Standardeingriffen wie Pankreaskopf- und Pankreasschwanzresektionen sind organerhaltende Eingriffe wie Pyloruserhaltende Pankreaskopfresektion, die Duodenumerhaltende Resektion bei gutartigen Erkrankungen des Pankreaskopfes sowie die technisch sehr aufwändige Pankreassegmentresektion hinzugekommen. Pankreaslinksresektionen werden in unserer Klinik größtenteils laparoskopisch vorgenommen, so dass der umfangreiche und chirurgisch anspruchsvolle Eingriff für die Patienten mit einem minimierten Trauma und sehr ansprechendem kosmetischen Ergebnis einhergeht.
Durch die hohe Expertise und die ständig steigenden Eingriffszahlen konnten wir unsere Mortalitätsraten auch im internationalen Vergleich auf ein Minimum reduzieren. So veröffentlichten wir 2016 unsere Zahlen über 4 Jahre in der Zeitschrift ‚Der Chirurg‘ und konnten darstellen, dass die Sterblichkeit nach resezierenden Eingriffen in der Gruppe der unter 75-Jährigen bei 0 Prozent lag, die Gesamtsterblichkeit lag bei 2,4 Prozent, wobei keiner dieser Patienten an einer chirurgischen Komplikation verstarb.
Bis zum heutigen Tag liegt die Gesamtsterblichkeit bei Pankreasresektionen in unserer Klinik bei 2 %. Im Jahre 2021 haben wir 71 Pankreasresektionen durchgeführt mit einer Mortalität von 0%. Diese weit überdurchschnittlichen Ergebnisse sind insbesondere auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass bei ca. 10% der Patienten auf Grund eines fortgeschrittenen Tumorstadiums eine Resektion der Pfortader mit End-zu-End Anastomose durchgeführt wurde, eine technisch aufwändige Ausweitung des Eingriffes der in diesen Fällen eine komplette Resektion der Tumore ermöglicht, den aber nur wenige Kliniken regelhaft durchführen können. Darüberhinaus waren 30% älter als 75 Jahre, der Älteste 86 Jahre alt.
Chronische Pankreatitis
Die chronische Pankreatitis ist eine entzündliche Erkrankung der Bauchspeicheldrüse. In der westlichen Welt erkranken bis zu zehn von 100.000 Menschen pro Jahr, darunter immer häufiger auch Frauen. Häufigste Ursachen der Erkrankung sind regelmäßiger Alkoholgenuss und Gallensteine. Durch chronisch entzündlichen Umbau der Drüse in fibrotisches Gewebe kommt es zunächst zu einem Fehlen von Verdauungsenzymen im Dünndarm mit Durchfall und sogenannten Gär- und Fettstühlen. In fortgeschrittenem Zustand kommt es zum Auftreten einer Zuckerkrankheit in Folge fehlender Insulinproduktion (Diabetes mellitus). Neben dem Funktionsverlust der Drüse führt die Erkrankung zu mechanischen Komplikationen wie der Bildung von pankreatischen Pseudozysten, Einengung des Magenausgangs und Gelbsucht. Leitsymptom der Erkrankung ist aber das medikamentös nur schwer beherrschbare chronische Schmerzsyndrom, auf Grund dessen etwa 50 Prozent der Patienten im Laufe ihres Lebens eine chirurgische Therapie benötigen.