Klinik für Hämatologie, Onkologie, Stammzelltransplantation und Palliativmedizin
Suche icon

„Gib alles. Nur nicht auf …“

2022 bekam Natalie die Diagnose Leukämie. Sie hat den Krebs besiegt: Dank einer Stammzellentransplantation.

Als Natalie von ihrem Hals-Nasen-Ohren-Arzt direkt in das Klinikum Stuttgart überwiesen wird, ahnt sie schon: Es ist ernst. Zu dem Zeitpunkt hat die junge Mutter bereits einen Ärztemarathon hinter sich. Angeschwollene Lymphknoten, starkes Zahnfleischbluten, Gewichtsverlust und ständige Abgeschlagenheit bestimmten ihren Alltag. Die Diagnose: akute myeloische Leukämie. Bei ebendieser bösartigen Erkrankung des blutbildenden Systems werden die Zellen, die normalerweise zu den als Neutrophilen, Basophilen, Eosinophilen und Monozyten bezeichneten Arten weißer Blutkörperchen heranwachsen, bösartig und ersetzen rasch die gesunden Zellen im Knochenmark.
 

Für die Verarbeitung des Schocks blieb Natalie keine Zeit. Der Tag der Einweisung ist gleichzeitig auch der Startpunkt der Therapie. Denn: Die lebensbedrohliche Erkrankung war bei der Erzieherin schon in einem kritischen Stadium. Die Leukozyten lagen bei 330.000 – ein Wert kurz vor dem Organversagen. Ihr Mann, ihre Eltern und ihr Bruder organisierten von heute auf morgen das Familienleben neu, während für Natalie eine physisch und psychisch extrem fordernde Zeit begann. Während die 31-Jährige mit einer Hochdosis-Chemotherapie auf eine notwendige Stammzelltransplantation vorbereitet wird, stellen ihr Bruder und ihre Schwägerin sowie Freunde eine Typisierungsaktion im heimischen Landkreis Göppingen auf die Beine. 571 neue Registrierungen kommen hierbei zustande. „Mein Spender war hier nicht dabei – aber für irgendwen in der gleichen Situation heißt es Leben“, sagt sie heute und weiß ganz genau, was der Satz: „Wir haben einen passenden Spender“ bedeutet – aufatmen. Ihr Match ist ein junger Mann. Gerade einmal 18 Jahre alt, wird er zum Lebensretter. „Am Tag der Transplantation war mein Zimmer voll mit Ärzt:innen und Pfleger:innen. Eine Pflegerin machte Musik an und es fühlte sich nach all dem Bangen und der Angst irgendwie unwirklich an“, erinnert sie sich und ergänzt: „Der 22. März 2023 ist mein zweiter Geburtstag.“
 

Hochdosis-Chemotherapie, Stammzelltransplantation und Strahlentherapie: Strapazen für den Körper. Stationsalltag fernab von der gewohnten Umgebung und fernab von der Tochter: Ein Kraftakt für die Psyche. „Meine Kraft und meine Stärke habe ich aus einem großen Ziel geschöpft – ich will meine Tochter aufwachsen sehen“, summiert die junge Mutter. Dabei geholfen hat ihr in der Zeit auch das Integrative Angebot des Stuttgart Cancer Center – Tumorzentrum Eva Mayr-Stihl. Meditation und Kunsttherapie finden auch auf der Isolationsstation statt und geben nebst den Besuchen der Familie und den Freunden halt und Struktur in einem unwirklichen Alltag und helfen, die Situation zu verarbeiten. Nach knapp sechs Monaten gemeinsamem Genesungsweg ist für sie das Team der Station F31 mehr als ein Behandlungsteam. „Man wächst zusammen und man begegnet sich natürlich auch menschlich auf Augenhöhe. In meiner Zeit auf der Station ist Freundschaft entstanden. Zwei der betreuenden Pfleger waren 2024 auf der Hochzeit von Natalie. „Wir begleiten unsere Patient:innen in einer sehr fordernden und intensiven Lebensphase und das über einen langen Zeitraum. Der Austausch ist da natürlich ein anderer. Mit unserer Station verbinden Patient:innen natürlich auch eine Zeit voller Ängste und Sorgen. Wenn sie dann im Rahmen der Nachbehandlung im Klinikum Stuttgart trotzdem bei uns vorbei kommen, um „Hallo“ zu sagen, wissen wir: Wir haben nicht nur fachlich alles gut gemacht. Wir haben auch den Blick auf das Wesentliche, den Menschen nie aus den Augen verloren“, fasst Lea (Stationsleitung F31) zusammen.

Natalies Wunsch, ihre Tochter aufwachsen zu sehen und gemeinsam mit ihrer Familie in ihren gewohnten Alltag zurückzukehren, wird zur Realität. Dafür hat sie selbst viel getan und tut es weiterhin. Ihr Wunsch für 2025: der Wiedereinstieg in ihren Beruf als Erzieherin. Die Erinnerungen an die Erkrankung und den Stationsalltag nutzt sie, um auf das Thema „Stammzellspende rettet Leben“ aufmerksam zu machen.

Akute myeloische Leukämie (AML)

  • Akute Leukämien sind bösartige Erkrankungen des blutbildenden Systems
  • Sie zeichnen sich durch eine unkontrollierte Vermehrung von unreifen Vorläuferblutzellen (sog. Blasten) im Knochenmark aus
  • In Abhängigkeit davon, welche Art von Blutzellen betroffen ist, unterscheidet man die akute myeloische Leukämie (AML) und die akute lymphatischen Leukämie (ALL)
  • In Deutschland wird die Diagnose einer akuten Leukämie pro Jahr bei 4 von 100.000 Erwachsenen gestellt
  • Im Erwachsenenalter gehören ca. 80% der akuten Leukämien zu der Gruppe der AML 

Nicht nur die DKMS ist ein starker Partner, auch das Zentrale Knochemarkspender-Register Deutschland. Mehr erfahren:

zkrd.de