Klinik für Hämatologie, Onkologie, Stammzelltransplantation und Palliativmedizin
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Spender sein, wie ist das eigentlich?

„Eigentlich muss man sich nur vorstellen, dass Blutkrebs jeden treffen kann und man selbst eine Stammzelltransplantation benötigen könnte. Allein aus Solidarität sollte sich daher jeder registrieren lassen.“
Emrah Kilic ist bei der DKMS in der Unternehmenskommunikation (Corporate Communications) tätig. Da er selbst schon als Spender aktiv war, kann er aus zwei Blickwinkeln auf das Thema Stammzellspende blicken.

Was hat Sie dazu motiviert, Stammzellspender zu werden?

Ich habe mich 2013 registriert, als ich mich bei der DKMS als Mitarbeiter beworben und mich näher mit dem Thema auseinandergesetzt hatte. Die Möglichkeit der Registrierung als Stammzellspender kannte ich schon vorher, da mir die vielen Plakate der DKMS aufgefallen waren. Als ich mich tiefer mit dem Thema beschäftigt hatte, war mir aber sofort klar – ich muss auch aktiv werden.

Wie ging es nach der Typisierung weiter?

Nach der Registrierung passiert bei den meisten Spendern erst mal nichts, denn die Wahrscheinlichkeit, dass man tatsächlich eines Tages spendet, liegt bei nur einem Prozent. Im März 2018 hat dann zunächst mein jüngerer Bruder Stammzellen gespendet. Zwei Jahre später war es dann bei mir soweit.

Sie haben bereits Stammzellen gespendet. Was haben Sie als allererstes gedacht, als Sie den Anruf erhalten haben?

Ich war schon aufgeregt und es fühlte sich etwas surreal an, da ich gar nicht damit gerechnet hatte. Da ich aber wusste, was auf mich zukommen würde, hatte ich schon eine sehr klare Vorstellung von Ablauf. Es war auf jeden Fall eine sehr spannende Phase in meinem Leben.

Wie ging es danach weiter?

Zunächst einmal musste ich Blutproben abgeben, einen Gesundheitsfragebogen ausfüllen und anschließend zu einer medizinischen Voruntersuchung, wo ich von einer Ärztin von Kopf bis Fuß durchgecheckt wurde, ob ich wirklich „spendetauglich“ bin.

Wie lief der Stammzellspende-Termin ab?

Vor der peripheren Stammzellspende muss man sich fünf Tage hintereinander G-CSF spritzen – das ist ein hormonähnlicher Stoff, der dafür sorgt, dass die Stammzellproduktion angeregt wird und die Stammzellen in hoher Anzahl ins Blut ausgeschwemmt werden. In Form von Gliederschmerzen merkte ich die Nebenwirkungen; diese waren aber erträglich, vor allem, wenn man weiß, worum es geht, nämlich um Leben und Tod beim Patienten, der auf die Stammzellen hofft, um gesund zu werden. Die Spende war am 20. April 2020 und dauerte etwa 2,5 Stunden.

Wie ging es Ihnen nach der Spende?

Nach der Spende war ich ziemlich erschöpft, aber auch erleichtert und glücklich, dass alles so gut geklappt hat. Ich habe mich sehr schnell von der Spende erholt und konnte schon am nächsten Tag wieder zur Arbeit. Telefonisch habe ich erfahren, dass die Spende nach Frankreich geht und für einen erwachsenen Mann ist. 2,5 Jahre später habe ich für denselben Empfänger Lymphozyten gespendet, da er einen Immun-Boost benötigte.

Was würden Sie gerne den Menschen mit auf den Weg geben, die sich noch nicht registrieren haben lassen?

Eigentlich muss man sich nur vorstellen, dass Blutkrebs jeden treffen kann und man selbst eine Stammzelltransplantation benötigen könnte. Allein aus Solidarität sollte sich daher jeder registrieren lassen. Die Spende ist zwar auch anstrengend, aber wenn man sich klarmacht, dass man damit ein Leben retten kann, ist es den Aufwand auf jeden Fall wert. Ich bin froh, diese Erfahrung gemacht zu haben.