Glottische Stenosen
Eine Verengung in Höhe der Stimmbänder wird am häufigsten durch eine Lähmung der Stimmbandnerven (Nervus recurrens) verursacht, etwa im Rahmen von Operationen an der Schilddrüse. Die Stimmritze kann dann nicht mehr geöffnet werden und die Atmung ist massiv eingeschränkt (Video 1). Eine einseitige Stimmbandlähmung führt hingegen zu Heiserkeit, aber in der Regel nicht zu Luftnot. Der früher bei beidseitigem Stimmbandstillstand erforderliche Luftröhrenschnitt lässt sich heute in praktisch allen Fällen vermeiden. Dafür wird endoskopisch eines der gelähmten Stimmbänder mit einer Fadenschlinge zur Seite gezogen, um die Stimmritze weiter aufzuziehen. Wenn die Lähmung frisch ist und eine Erholung möglich erscheint, kann dies auf vollständig reversible Weise erfolgen (passagere Laterofixation nach Lichtenberger) (Video 2). Nach 6 Monaten Lähmungsdauer ist eine Erholung extrem unwahrscheinlich, eine elektromyographische Untersuchung kann die Prognose auch zu einem früheren Zeitpunkt gut einschätzen. Dann kann mit einer definitiven Laterofixation nach Lichtenberger eine dauerhafte und irreversible Erweiterung der Stimmritze erfolgen (Video 3).
Die Beweglichkeit der Stimmbänder kann operativ nicht wiederhergestellt werden. Darum muss ein möglichst guter Kompromiss zwischen Stimme und Atmung gefunden werden. Die Laterofixation ist zwar technisch aufwendiger und schwieriger als die sonst üblichen Laserresektionen im Bereich der Stimmbänder, dafür ist das Stimmergebnis in aller Regel deutlich besser, bei gleicher Verbesserung der Atmung.
In der Zukunft wird die Wiederherstellung der Stimmlippenbeweglichkeit durch einen Kehlkopfschrittmacher möglich sein, an dessen Entwicklung unsere Klinik mitbeteiligt ist.
Viel seltener wird ein Stimmlippenstillstand durch Narben verursacht. Trotz funktionsfähiger Stimmbandnerven sind die Stimmbänder nicht beweglich, weil ihre Gelenke durch Narben fixiert sind (Video 4). Die genaue Diagnose ist schwierig und wird oft erst nach langer Zeit korrekt gestellt, danach kann die Behandlung aber in den meisten Fällen endoskopisch durch eine subtotale Arytaenoidektomie erfolgen.
Videos
Video 1 - Glottische Stenosen beim Erwachsenen
Beidseitige Stimbandlähmung, die Stimmritze kann nicht mehr geöffnet werden, es besteht akute Atemnot
© HNO - Klinikum Stuttgart
Video 2 - Glottische Stenosen beim Erwachsenen
Passagere (revesible) Laterofixation. Ein Stimmband wird zur Seite gezogen, um die Stimmritze zu erweitern
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Video 3 - Glottische Stenosen beim Erwachsenen
Definitive Laterofixation. Dauerhafte Glottiserweiterung, die für die Stimmbildung wichtige freie Stimmbandkante bleibt erhalten
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Video 4 - Glottische Stenosen beim Erwachsenen
Stimmlippenstillstand beidseits durch Vernarbung im hinteren Anteil
© HNO - Klinikum Stuttgart