Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenkrankheiten, Plastische Operationen
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Laryngomalazie

Die häufigste Ursache für den Stridor des Neugeborenen liegt in Veränderungen des Kehldeckels (Epiglottis), die zu einer Kollapsneigung bei Einatmung führen. Als Oberbegriff hat sich der Begriff der Laryngomalazie durchgesetzt, der das funktionelle Zusammenspiel aus Unreife des kindlichen Kehkopfs, die eine Instabilität der Epiglottis zur Folge hat und einen relativen Schleimhaut-Überschuss beschreibt. In bis zu 60 % aller Säuglinge mit Atemgeräuschen wird eine Laryngomalazie als primäre Ursache gefunden. Das Atemgeräusch setzt typischerweise am Tag der Geburt oder wenige Tage später ein. Besonders auffällig ist die Verschlechterung bei Anstrengung, z. B. beim Trinken oder Schreien. Die Stimme ist völlig unbeeinträchtigt. Das Atemgeräusch kann lageabhängig sein und verringert sich meist in Bauchlage. Der in der Regel niederfrequente inspiratorische Stridor nimmt meist im Verlauf der ersten Lebensmonate zu und erreicht unbehandelt ein Maximum 3 bis 6 Monate nach der Geburt. Mit dem Wachstum des Kindes kommt es in der Regel zu einer spontanen Besserung des Atemgeräusches, so dass in über 90 % der Fälle nach dem 18. Lebensmonat keine Auffälligkeiten mehr vorliegen. In ca. 10 % der Fälle kann die chronische Verengung der Atemwege jedoch zu Sauerstoffunterversorgung, Behinderung der Nahrungsaufnahme mit Gedeihstörungen, Gewichtsverlust und Lungenveränderungen führen. Diese schwere Form der Laryngomalazie bedarf einer weiteren Abklärung, um mögliche operative Behandlungsoptionen zu prüfen (Video 9 - siehe Seite unten). Aber auch bei leichteren Formen kann eine minimal-invasive Therapie sinnvoll sein, insbesondere wenn die Eltern in konstanter Sorge wegen der bedrohlich empfundenen Atemgeräusche sind.

Unter dem Oberbegriff Supraglottoplastik werden sämtliche Maßnahmen zur Stabilisierung des Kehlkopfeingangs zusammengefasst. Zumeist genügt die Durchtrennung der verkürzten aryepiglottischen Falten damit die natürliche Elastizität der Epiglottis den Kehlkopfengang erweitert (Video 10 - siehe Seite unten). Bei Schleimhauthypertrophie in der Region der Stellknorpel ist deren präzise und akkurate Reduktion angezeigt. In seltenen Fällen ist es notwendig, die Epiglottis mittels Reduktion der Schleimhaut an ihren freien Rändern zu „trimmen“.

Die Supraglottoplastik ist ein gut reproduzierbarer Eingriff überschaubaren Schwierigkeitsgrades. Essentiell sind eine optimale Exposition und maximal gewebeschonende Technik. Komplikationen drohen nur bei einem zu aggressiven Vorgehen. Die lokale Gewebereaktion bleibt so gering, dass eine Extubation direkt nach dem Eingriff möglich ist. Das Neuauftreten einer Schluckstörung wird selten und dann nur passager beobachtet.

Die hohen Erfolgsraten von über 95%, die minimale Invasivität sowie die Möglichkeit der Ausführung im Rahmen einer diagnostischen Endoskopie machen die Supraglottoplastik zu einem eleganten und effektiven Verfahren, das eine empfehlenswerte und risikoarme Alternative zu dem oft belastenden , teils jahrelangem Abwarten auf eine natürliche Verbesserung bietet.

Videos zum Thema

Video 9 - Laryngomalazie beim Kind

Laryngomalazie: Der Kehldeckel ist eingerollt und verzogen, dadurch hochgradige Verlegung des Kehlkopfeingangs. 6 Wochen altes Mädchen.

© HNO - Klinikum Stuttgart

Video 10 - Laryngomalazie beim Kind

Nach der laserchirurgischen Durchtrennung der aryepiglottischen Falten kann sich der Kehldeckel aufrichten, der Kehlkopfeingang wird erweitert

© HNO - Klinikum Stuttgart