Subglottische Stenosen im 1. Lebensjahr
Der Ringknorpel (Cricoid) stellt die Basis des Kehlkopfskeletts dar und ist als einziger Abschnitt im Atemweg vollständig knorpelig durchbaut. Schon von Natur aus liegt hier der geringste Querschnitt vor. Gemeinsam mit zahlreichen weiteren Faktoren macht dies das Cricoid zur häufigsten Stelle für die Ausbildung von Stenosen. Entsprechend findet sich hier die größte Anzahl aller erworbenen und angeborenen Krankheitsbilder, die zu einer Einengung der Atemöffnung führen können. Die angeborene Ringknorpelstenose zeichnet sich durch einen überwiegend inspiratorischen Stridor aus, der unmittelbar oder wenige Wochen nach Geburt auftritt (Video 1, Video 2 - siehe Seite unten). Äußere Ursachen und insbesondere eine Intubation liegen typischerweise nicht vor. Für die Diagnostik ist die starre Endoskopie bei erhaltener Spontanatmung das Mittel der Wahl. Dies muss mit besonderer Vorsicht geschehen, da nur leichte zusätzliche Schleimhautschwellungen zu einem vollständigen Verschluss des restlichen Lumens führen können. Bildgebende Verfahren sind in der Diagnostik nicht hilfreich. Aber auch die Notwendigkeit einer künstlichen Beatmung unmittelbar nach Geburt, vor allem bei Frühgeborenen, kann in seltenen Fällen zu einer narbigen Verengung der oberen Luftröhre führen.
Falls eine Intubation unumgänglich ist sollte sie mit einem möglichst dünnen Tubus und für möglichst kurze Zeit erfolgen. Eine Tracheotomie sollte tunlichst vermieden werden, da eine Rekonstruktion unmittelbar nach Diagnose möglich ist, auch bei Frühgeborenen mit 1000g Geburtsgewicht (Fall aus dem eigenen Krankengut).
Wir haben in den letzten Jahren hervorragende Erfahrungen bei der Behandlung frühkindlicher Atemwegsstenosen mit der laryngotrachealen Rekonstruktion mit autologem Schildknorpel gemacht. Bei diesem Verfahren werden über einen äußeren Zugang der Kehlkopf und die Luftröhre dargestellt. Aus dem freien Oberrand des Kehlkopfs wird ein ca. 2x3 mm großes Knorpelstück gewonnen, hier ist weder mit funktionellen noch kosmetischen Spätfolgen zu rechnen. Das gewonnene Knorpelstückchen wird nun in den gespaltenen Ringknorpel eingebracht und mit Nähten fixiert. Aufgrund der Dimensionen ist dies technisch anspruchsvoll und sollte nur mit Hilfe von optischen Vergrößerungen, vorzugsweise einer Lupenbrille, vorgenommen werden. Postoperativ bleibt das Kind für 2-4 Tage intubiert auf der Intensivstation. Dieses Verfahren ist in über 95% der Fälle erfolgreich und geht mit einer nur minimalen Belastung einher (Video 3, Video 4 - siehe Seite unten). Von besonderer Bedeutung ist jedoch, dass sämtliche Rekonstruktionsmöglichkeiten weiterhin ungeschmälert zur Verfügung stehen, sowohl die klassische laryngotracheale Rekonstruktion mit autologem Rippenknorpel als auch die cricotracheale Resektion. Selbst wenn es auf diese Weise nicht gelingen sollte, einen dauerhaft ausreichenden Atemweg zu rekonstruieren, kann das Verfahren dennoch sehr wertvoll sein, um ein Tracheostoma in den ersten 12 Lebensmonaten zu vermeiden und das Kind mit ausreichender Atmung in ein Lebensalter zu bringen, in dem offene Rekonstruktionen mit sehr guten Erfolgsaussichten und akzeptablen Risikoprofil angewendet werden können.
Videos zum Thema
Video 1 - Subglottische Stenosen im 1. Lebensjahr beim Kind
Angeborene Ringknorpelstenose bei einem 4-wöchigen Jungen: Blick vom Stimmbandniveau in die hochgradig verengte Luftröhre
© HNO - Klinikum Stuttgart
Video 2 - Subglottische Stenosen im 1. Lebensjahr beim Kind
Gleicher Patient wie Video 1 nach Rekonstruktion der Engstelle im Alter von 4 Wochen
© HNO - Klinikum Stuttgart
Video 3 - Subglottische Stenosen im 1. Lebensjahr beim Kind
Hochgradige narbige Stenose bei einem 7-monatigen Mädchen durch mehrfache Intubation
© HNO - Klinikum Stuttgart
Video 4 - Subglottische Stenosen im 1. Lebensjahr beim Kind
Gleiche Patientin wie Video 3 nach Rekonstruktion im Alter von 7 Monaten
© HNO - Klinikum Stuttgart