Adoleszenzstation
Neues Behandlungsangebot für Jugendliche und junge erwachsene Patient:innen in der Kinder und Jugendpsychiatrie des Klinikum Stuttgart
Das Erwachsenwerden ist ein einschneidendes Ereignis im Leben. Der Schritt vom Kindes-/Jugendalter hin ins Erwachsenenalter wird in der Fachwelt als Adoleszenz beschrieben und bezieht sich meist auf die Altersgruppe von 16-21 Jahren. Dieser Prozess wird manchmal auch als „psychosoziale Pubertät“ beschrieben, in der wichtige mentale und soziale Entwicklungsschritte im Leben junger Menschen bewältigt werden müssen. Eine der wichtigsten Aufgaben besteht darin herauszufinden wer man selbst ist und wer man sein möchte, was in der Fachwelt als stabile Identitätsbildung beschrieben wird. Ebenso geht es in dieser Phase darum Selbstständig zu werden, (Eigen-)Verantwortung zu übernehmen, von zu Hause auszuziehen und seinen eigenen Weg zu finden. Dieser Entwicklungsschritt wird in der Fachwelt als „Ablösung von der Herkunftsfamilie“ bezeichnet. Diese Aufgaben sind für alle Menschen eine große Herausforderung. Besonders herausfordernd ist diese Aufgabe für junge Menschen, die Zeitgleich mit psychischen Problemen umgehen müssen. Für diese Gruppe hat die Kinder- und Jugendpsychiatrie mit der Adoleszenzstation ein eigenes Angebot geschaffen.
Die Adoleszenzstation bietet ein Angebot für alle, die Unterstützung bei der Bewältigung seiner/ihrer Erkrankung brauchen und sich wünschen beim Schritt in das Erwachsenenleben unterstützt zu werden. Wichtige Voraussetzung für die Behandlung ist, dass man selbst einen Behandlungswunsch hat und diesen zusammen mit dem Behandlungsteam formulieren möchte. Zudem wird Wert darauf gelegt, dass sich Betroffene wenn möglich eigenständig bei uns melden.
Probleme, bei denen wir auf andere Angebote verweisen sind Probleme, bei denen es hauptsächlich um Suchterkrankungen und Entzug geht, sowie Probleme mit akuter Suizidalität, Gefährdung von sich selbst oder anderen Menschen.
Die Adoleszenzstation hat insgesamt 9 Behandlungsplätze. Für eine Behandlung ist ein Zeitraum von 8 Wochen vorgesehen, dieser kann jedoch bei Bedarf auch angepasst werden. Die Behandlungsplätze sind stationär. Das bedeutet, man wohnt für diesen Zeitraum auf der Station in Gemeinschaft mit seinen Mitpatient:innen und besucht von der Station aus die Klinikschule in Bad Canstatt. Es ist ebenso möglich seine Heimatschule, Ausbildung oder Praktikum während der Behandlung wahrzunehmen. Von unserem Case Management werden Sie durch die Behandlung begleitet und alle Fragen zu den Rahmenbedingungen beantwortet.
Neben den Einzeltherapiestunden bei der Bezugstherapeut:in 2 mal pro Woche) werden Sie 24/7 von Team des Pflege- und Erziehungdienstes betreut. Dort gibt es immer die Möglichkeit von Gesprächsangeboten sowie unterstützende Therapieangebote, welche den Alltag, das Lernen von alltagspraktischen Fähigkeiten, die Interaktion mit Mitmenschen und den Umgang mit der Erkrankung einbeziehen. Diese Form nennt sich Soziotherapie, bzw. Milleutherapie. Zusätzlich gibt es Bewegungstherapieangebote, Kunsttherapieangebote, tiergestützte Angebote und das Angebot zur Berufsberatung.
Das wichtigste zuerst. Ja, man darf sein Handy und Laptop/Tablet behalten. Einzige Bedingung ist, das keine Aufnahmen von Mitpatient:innen und Mitarbeitenden gemacht werden dürfen. Man kann auch die Station verlassen, wann immer man dies möchte und keine Pflichttermine/Therapie ansteht. Die Station bietet klare Strukturen: Gemeinsames Frühstück, Mittagessen, Abendessen sowie Morgen- und Abendrunden. Das Leben auf Station ist sehr alltagsnah gestaltet. Man gestaltet die Struktur und den Alltag gemeinsam mit den anderen Patient:innen und dem Pflege- und Erziehungsdienst, teilt sich die Aufgaben des Alltags wie beispielsweise Küchendienst und unternimmt gemeinsame Aktivitäten.
Fürsorge geprägt. Die Eltern sind stark in die Behandlung eingebunden. Es wird häufig das ganze System einbezogen, auch die Schule, Jugendhilfe usw. In der Erwachsenpsychiatrie hingegen werden Angehörige nur auf Wunsch der Patient:innen einbezogen, es wird viel Eigenverantwortung erwartet. Die Adoleszenzstation ist ein Zwischenschritt zwischen diesen beiden Welten. Es wird mehr Eigenverantwortung als in der Kinder- und Jugendpsychiatrie erwartet. Zum Beispiel sind Sie selbst dafür verantwortlich ihre Therapietermine wahrzunehmen und gemeinsame Aktivitäten zu organisieren. Anders als in der Erwachsenenpsychiatrie bekommt man hier jedoch Unterstützung und Förderung in den Bereichen der Entwicklung, die noch nicht überwunden sind. Auch kann ihre Familie hier weiterhin in die Behandlung eingebunden sein, wenn auch weniger intensiv als in der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Kontakt
Case Management
Telefon: 0711 278–72909 | E-Mail: adoleszenzstation@klinikum-stuttgart.de