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Morbus Perthes

Beim Morbus Perthes handelt es sich um eine im Kleinkindalter auftretende Krankheit der Hüfte, die aufgrund einer Durchblutungsstörung des Hüftkopfes entsteht. Die Ursache der Durchblutungsstörung ist bis heute nicht endgültig geklärt.

Die Erkrankung wurde fast zeitgleich von G.C. Perthes in Deutschland, Tübingen, von J.Calvé in Frankreich, sowie von A.T. Legg in den USA im Jahre 1910 beschrieben. Die eigentliche Ursache der Durchblutungsstörung (Ischämie) ist zwar nicht bekannt, genetische Ursachen scheinen jedoch eine wesentliche Rolle zu spielen. So haben Verwandte von Perthes Patienten 1. Grades ein 35-mal höheres Erkrankungsrisiko, als die Normalbevölkerung.

Ähnlichkeiten mit rheumatischen Erkrankungen

Im Frühstadium der Erkrankung werden Gelenkreizungen und Gelenkergüsse beobachtet, so dass eine gewisse Ähnlichkeit mit rheumatischen Erkrankungen besteht. Im weiteren Verlauf tritt regelmäßig ein Zusammensintern des Hüftkopfes mit einem seitlichen Auswandern des Kopfes aus dem Gelenkkugellager auf. Klinisch finden sich zu Beginn der Erkrankung Schmerzen im Hüft- und Kniebereich, häufig begleitet von Hüftgelenksergüssen, sowie einer Bewegungseinschränkung des Hüftgelenkes. Später kommt es zu einer bleibenden Verformung von Hüftkopf und Pfanne mit daraus resultierender persistierend schlechter Gelenkbeweglichkeit. Das Bein bleibt außerdem verkürzt. Ein früher Verschleiß des Hüftgelenkes ist vorprogrammiert.

Die Häufigkeit beträgt etwa 1:1200 Kinder. Jungen sind etwa 4-mal häufiger betroffen als Mädchen. Das Durchschnittsalter bei Erkrankungsbeginn beträgt drei bis fünf Jahre. Kinder mit einem M. Perthes hinken und beklagen leichte bis mäßige Hüftschmerzen unter Umständen mehrere Wochen. Klinisch zeigt sich dem Untersucher meist eine mehr oder weniger ausgeprägte (schmerzhafte) Bewegungseinschränkung. Die bekannten Klassifikationen basieren auf den gefundenen Röntgenbefunden.

Die Einteilung erfolgt zum einen nach Catteral mit Beurteilung des Ausmaßes der Hüftkopfbeteiligung. Eine weitere Klassifikation, welche auch prognostisch wichtig erscheint ist die Einteilung nach Herring, bei welcher die Höhe des Hüftkopfes im äußeren Bereich beurteilt wird.

Verlauf in mehreren Stadien

Der M. Perthes verläuft die Erkrankung immer in mehrere Stadien, wobei die Zeitdauer vom Beginn der Erkrankung bis zum Erreichen des Endzustandes mehrere Jahre betragen kann. Das Initialstadium zeigt im Röntgenbild eine scheinbare Gelenkspaltverbreiterung. Es folgt das Kondensationsstadium mit Verdichtung der Knochensubstanz. Anschließend kommt es im Fragmentationsstadium zu einem scholligen Zerfall der Hüftkopfepiphyse. Im Reparationsstadium baut sich der Hüftkopf wieder auf, um dann im  Ausheilungsstadium den Endzustand mit oder ohne Defektheilung zu erreichen.

Ziel der Therapie ist den Krankheitsverlauf so zu beeinflussen, dass stets eine gute Gelenkbeweglickeit und eine gute Hüfteinstellung mit guter Überdachung vorhanden sind. Diese Ziel heißt Prinzip des Containements und kann stadien- und verlaufsabhängigauf auf verschiedene Weise erreicht werden. Wesentlich für den Erhalt der Beweglichkeit ist eine physiotherapeutische Behandlung. Diese wird unterstützt durch eine Entlastung des Hüftgelenkes. Dies erfolgt in der Regel mit Gehstützen. Schienenbehandlungen sind heutzutage seltener indiziert. Zur Verbesserung des sogenannten Containment (Gelenkkongruenz) muss häufig auch eine operative Therapie durchgeführt werden.

Operative Therapie

Als operative Therapiemaßnahmen werden Eingriffe am Oberschenkelknochen und am Beckenknochen durchgeführt. Klassische Operationsverfahren sind die intertrochantäre Varisations-, bzw. Valgisationsosteotomie.  Pfannenverbessernde Eingriffe wie z.B. die Operation nach Salter stehen zudem zur Verfügung. Neben diesen operativen Techniken kommt in unserer Klinik auch die dreifach Beckenosteotomie zur Anwendung.

Die Betreuung der Patienten erfolgt in unserer kinderorthopädischen Sprechstunde. Wir führen regelmäßige Verlaufskontrollen gemeinsam mit unseren Perthes-Patienten durch. Diese finden in der Phase des Hüftkopfumbaus zunächst im Abstand von ca. drei Monaten statt. Dabei wird einerseits das Bewegungsausmaß des Hüftgelenkes exakt untersucht und dokumentiert, andererseits werden Röntgenaufnahmen des Hüftgelenkes in zwei Ebenen durchgeführt. Im weiteren Verlauf kann der Beobachtungszeitraum dann auf etwa ein halbes Jahr ausgedehnt werden. Nach Erreichen des Ausheilungszustandes begleiten wir unsere Patienten bis zum Abschluss des Skelettwachstums.