Klinik für Hämatologie, Onkologie, Stammzelltransplantation und Palliativmedizin

Palliativmedizin

Die Palliativmedizin im Katharinenhospital erweitert das Behandlungsangebot des Klinikums Stuttgart für unheilbar kranke Patienten im weit fortgeschrittenen Stadium.

Aufgabe der Palliativmedizin ist nach Definition der WHO und der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin „ die aktive, ganzheitliche Behandlung von Patienten mit einer progredienten (voranschreitenden), weit fortgeschrittenen Erkrankung und einer begrenzten Lebenserwartung zu der Zeit, in der die Erkrankung nicht mehr auf eine kurative (heilende) Behandlung anspricht und die Beherrschung von Schmerzen, anderen Krankheitsbeschwerden, psychologischen, sozialen und spirituellen Problemen höchste Priorität besitzt“.

Palliative Care ist umfassendes Konzept zur Beratung, Begleitung und Versorgung schwerkranker Menschen mit einer nicht mehr zu heilenden Grunderkrankung sowie Unterstützung deren Angehörigen. Ziel ist es, die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten mit einer lebensbedrohenden Erkrankung und ihren Angehörigen zu verbessern oder zu erhalten.

Dies erfolgt mittels Prävention und Linderung von Leiden, durch frühzeitige Erkennen und Behandeln von Problemen im physischen, psychischen, sozialen und spirituellen Bereich (WHO, Palliative Care; Cancer control: knowledge into action: WHO guide for effective programmes; module 5, W.H. Organization, Editor 2007).

Palliativmedizin/Palliativversorgung bejaht das Leben und sieht das Sterben als natürlichen Prozess; weder beschleunigt noch verzögert sie den Tod hinaus (Radbruch L et al. White Paper on standards and norms for hospice and palliative care in Europe: part 1 European Journal of Palliative Care , 2009 16 (6): 278-289).

Auf Initiative der Seelsorge startete 2004 ein Arbeitskreis zum Thema Sterben. Daraus entwickelte sich 2006 ein Projekt zur Einführung eines Palliativmedizinischen Konsiliardienstes (PMKD). 2007 wurden an den Standorten Katharinenhospital und Bürgerhospital 2 Palliativteams gebildet.
2010 erfolgte dann die Einweihung der Palliativeinheit am Bürgerhopsital/Med. Klinik I mit 7 Betten, diese wurden ab 1.1.2013 auf 9 Betten erweitert.
Mit der Zusammenlegung der Kliniken Katharinenhospital und Bürgerhospital zog die Palliativeinheit am 18.07.2015 an den Standort Katharinenhospital mit aktuell 13 Betten.

Palliativmedizinerinnen und -mediziner und Palliativ-Care-Pflegekräfte betreuen gemeinsam mit einem multiprofessionellen Team aus Fachkräften der klinischen Sozialarbeit, Physiotherapie , Ergotherapie, Psychoonkologie, Seelsorge, Kunst- und Musiktherapie Patientinnen und Patienten mit weit fortgeschrittenen unheilbaren Erkrankungen in einem multiprofessionellen Team. Dabei wird zusammen mit den jeweiligen zugehörigen für jede/n Erkrankte und Erkrankten ein individuelles Behandlungskonzept erstellt.

Wichtig für den gemeinsamen Austausch und die regelmäßige Anpassung des jeweiligen Behandlungskonzeptes sind dabei die täglichen multiprofessionellen Teambesprechungen.

Bei Bedarf können auch zusätzlich Fachkräfte aus anderen Bereichen, z.B. aus der Logopädie oder Ernährungsberatung hinzugezogen werden.

Ziel unserer Arbeit ist die Verbesserung der Symptome und Erhalt der Lebensqualität sowie Verbesserung der Versorgung

  • Wichtig ist dabei die Berücksichtigung der und das Eingehen auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten
  • Die Definition realistischer Therapieziele
  • Wir behandeln die Symptome nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft und klinischen Expertise
  • Wir legen Wert darauf, dass Gespräche mit Patientinnen und Patienten und Zugehörigen angemessen geführt und die Therapieziele gemeinsam festgelegt werden können
  • Wir legen Wert auf eine umfassende Betreuung in der Sterbephase


Um Sie als Patientin und Patient adäquat zu behandeln, ist die Ermittlung Ihrer Wünsche wichtig. Unabhängig von der unmittelbaren Erfüllbarkeit ist dies impulsgebend für das Unterstützungsangebot.

Dabei sollte/n

  • Eine angemessen zielgerichtete diagnostische  Ursachenabklärung erfolgen, um potentiell reversible Ursachen zu erfassen und eine zielgerichtete Therapie durchzuführen
  • Reversible Ursachen, wenn möglich, entsprechend behandelt werden
  • Symptomatische Therapien durchgeführt werden
  • Eine tumorspezifische Maßnahme erwogen werden, wenn diese dem Ziel der Symptomlinderung nutzt

Die Durchführung einer palliativen Tumortherapie spricht nicht gegen eine gleichzeitig indizierte Palliativversorgung. Diese kann medikamentös und nicht medikamentös sein, z.B. durch Physiotherapie, Aromatherapie und anderen supportiven Therapieangeboten. Wenn notwendig kann eine palliative Bestrahlung durchgeführt werden.

Wir versorgen ebenfalls Patientinnen und Patienten mit anderen lebensbegrenzenden Erkrankungen.

Für Ihre optimale Versorgung erfolgt eine interdisziplinäre Zusammenarbeit  zwischen den jeweiligen Fachbereichen des Klinikums und der Palliativmedizin.

Patientinnen und Patienten von anderen Stationen des Klinikum Stuttgart können bei Bedarf auf die Palliativstation übernommen werden. Hier erfolgt der Erstkontakt in der Regel über den Palliativmedizinischen Konsiliardienst (PMKD), der nach Gesprächen mit Ihnen/Ihrer Familie die Indikation zur Übernahme auf unsere Station stellt. Ebenso kann eine Verlegung aus einer anderen Klinik auf unsere Palliativstation erfolgen.

Die Aufnahme aus dem häuslichen Umfeld ist ebenfalls möglich, wenn es zu einer Verschlechterung kommt. Hier kann die Anmeldung über Ihren Hausarzt oder z.B. über das betreuende SAPV/PCT Team erfolgen. Gerne können Sie sich auch selbst bei Bedarf bei uns melden (Tel. Case Management 0711 / 278 22555).

Aufnahmekriterien sind dabei:

  • Es liegt eine fortgeschrittene Erkrankung mit begrenzter Lebenszeit vor, die einer palliativmedizinischen Behandlung inkl. qualifizierter Palliativpflege bedarf
  • Es müssen ein medizinisches und/oder ein psychosoziales Problem, die ambulant nicht beherrschbar sind, vorliegen. Dazu gehören z.B.
    • Schmerzen, Luftnot, Übelkeit
    • Überlastung des betreuenden Umfelds, psychische Krisen durch Autonomieverlust, erschwerte Krankheitsverarbeitung, Unsicherheit bezüglich des weiteren Vorgehens
  • Die Patientin/der Patient ist über Art und Prognose der Erkrankung aufgeklärt, mit der Aufnahme auf die Palliativstation einverstanden und darüber aufgeklärt, dass keine kurative Therapie mehr möglich ist
  • Wir betreuen in der Regel erwachsene Patienten
  • Es ist nur eine begrenzte Aufenthaltsdauer möglich. Eine Entlassung nach Hause oder in eine andere angemessene Einrichtung wird nach Stabilisierung geplant.

Selbstverständlich legen wir großen Wert auf eine sorgfältige Planung Ihrer Entlassung, dies erfolgt durch unser Team in Kooperation mit ambulanten Diensten.

Ziel unserer Arbeit ist ein umfassender Therapieansatz, der den ganzen Menschen im Blick hat. Um dabei eine optimale Versorgung zu gewährleisten, die unseren zuvor genannten Zielen entspricht, steht ein Team aus Oberärztinnen und Oberärzten mit der Zusatzbezeichnung Palliativmedizin und Stationsärztinnen und -ärzten zur Verfügung.

Die Begleitung auf unserer Station schließt die Zugehörigen (Verwandte und Freundinnen und Freunde) mit ein. Es kann hilfreich und sinnvoll sein, einen sogenannten „runden Tisch“ durchzuführen, um eine Standortbestimmung vorzunehmen und anschließend Strategien und Ziele für die Zukunft zu entwickeln und zu planen.

Es erfolgen tägliche Visiten auch an den Wochenenden und ein bis zweimal wöchentliche Oberarztvisiten. Weiterhin besteht eine 24h Rufbereitschaft durch Palliativmediziner für komplexe Symptome.

In der palliativen Pflege stehen der Mensch und seine individuellen Bedürfnisse im Mittelpunkt.

Für uns als Pflegeteam bedeutet das:

  • Die Patientinnen und Patienten in ihrer Einzigartigkeit wahrzunehmen und ihre Autonomie zu respektieren
  • Nicht nur körperliche, sondern auch seelische, spirituelle und soziale Bedürfnisse in der Pflege zu berücksichtigen
  • Die zugehörigen zu begleiten, zu unterstützen und in den Pflegeprozess mit einzubeziehen

Wir möchten Sie mit unseren pflegerischen Kompetenzen begleiten, um Ihre Lebensqualität zu erhalten und diese möglichst zu verbessern.

Unsere Kompetenzen zeichnen sich durch verschiedene Qualifikationen unserer Fachkräfte, wie Master of Advanced Studies „Palliative Care“, onkologische Fachkräfte und palliative Care Fachkräfte aus.

Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Zusatzqualifikationen im Bereich Aromapflege, Wundversorgung, pain nurse (Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pflegern mit Zusatzbezeichnung Schmerzmanagement), Basale Stimulation und Kinästhetics®.

P.A.T.E - Palliative Assistance and Teaching Expert - ist eine einzigartige Funktionsstelle, speziell geschaffen für diese Station. Zu den Kernaufgaben gehören die Koordination und die Förderung der Zusammenarbeit in dem interprofessionellen Team, er bedient auch die Schnittstelle intern (Palliativeinheit, PMKD, Klinikum) und extern (Palliativanbieter, Selbsthilfegruppen). Er unterstützt Ärztinnen und Ärzte in der Gesundheitsversorgung durch Ausführung delegierbarer Tätigkeiten (institutionell geregelt). Er übernimmt patientennahe Aufgaben, wie z.B. Patientinnen- und Patienten- sowie Angehörigen-Edukation, PCA-Pumpen-Überwachung, Wund-Stoma-Versorgung, Mitorganisation der Entlassung. Zu den Mitarbeiter- und stationsbezogenen Aufgaben gehören: Erprobung und Einweisung von/in Sach- und Pflegemittel, Sicherstellung der medizinisch-pflegerischen Dokumentation, Durchführung von Qualitätssicherungsmaßnahmen.

Zielsetzung der Implementierung des P.A.T.E. ist die Stabilisierung und Verbesserung der stationsinternen Abläufe/Prozesse, wie auch die Förderung der Arbeitszufriedenheit, des Teamgeistes und der Einsatzbereitschaft und dadurch eine Optimierung der Versorgungsqualität.