Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastisch-ästhetische Operationen, Zentrum für Implantologie

Tumorerkrankungen der Mundhöhle

Tumorerkrankungen der Mundhöhle stellen Wucherungen unterschiedlicher Gewebe dar, die an jedem Körperteil-so auch in der Mundhöhle- vorkommen können. Diese werden weiterhin in gut- oder bösartig unterschieden. Dies erfolgt durch eine feingewebliche pathologische Untersuchung am Mikroskop, z.B. nach einer vorherigen Biopsie.

Gutartige Tumore stellen in der Kopf-Hals-Region eher einen kleinen Anteil der Neubildungen dar und können wie die bösartigen Tumore von der oberen Schicht von Haut oder Schleimhaut sowie dem Bindegewebe herrühren. Beispiele für gutartige Tumore wären Papillome, Fibrome, Lipome oder Hämangiome. Häufig ist die chirurgische Entfernung die Therapie der Wahl, wobei Hämangiome auch u.a. interventionell radiologisch behandelt werden können.

Ein Großteil (95%) der bösartigen Mundhöhlentumore entwickelt sich aus der obersten Gewebeschicht der Schleimhaut und werden als Plattenepithelkarzinome bezeichnet. Deutschlandweit erkranken jährlich ca. 10.000 Menschen an einem bösartigen Tumor der Mundhöhle. Man geht in der heutigen Wissenschaft heute davon aus, dass neben weiteren/vielen anderen Faktoren, den sogenannten Risikofaktoren, die Entstehung maßgeblich durch den Konsum von Tabakerzeugnissen (z.B. Zigarettenrauchen) und Alkoholkonsum ausgelöst wird. Bei Männern ist diese Krebserkrankung an 7. Stelle; sie stellen auch dreiviertel der Erkrankten dar, wohingegen die Häufigkeit bei Frauen insgesamt zunehmend ist.

Das häufigste Frühstadium, die so genannte Vorläuferläsion, kann ein weißer nicht-abwischbarer Fleck an der Mundschleimhaut sein. Diese Veränderung wird als Leukoplakie bezeichnet. 5% dieser Veränderungen stellen sich als eine bösartige Veränderung heraus. Viel häufiger ist davon auszugehen, dass sich rötliche, nicht symptomatische Veränderungen (sogenannte Erythroplakie), die optisch kaum von einer Entzündung zu unterscheiden sind, in ein Karzinom verwandeln können. Auch nicht abheilende Wunden der Mundschleimhaut, wie z.B. vermeintliche Prothesendruckstellen oder Verhärtungen sind hochsuspekt und sollten kurzfristig ärztlich abgeklärt werden.

Liegt bereits ein feingeweblicher Nachweis auf ein Plattenepithelkarzinom der Mundhöhle vor oder besteht ein hochgradiger Verdacht auf einen Tumor der Kopf-Hals-Region, sollten sich Patientinnen sofort in einer darauf spezialisierten Klinik für  Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie vorstellen, um die weitere notwendige Diagnostik durchführen zu lassen und schnellstmöglich eine Therapieempfehlung zu erhalten bzw. die Therapie einzuleiten.

Die weitere Diagnostik umfasst in der Regel eine Computertomografie (CT) der vom Tumor betroffenen Region und der dazugehörigen Lymphabflusswege, um Kenntnis über eine mögliche Absiedlung des Tumors (Metastasen) in die regionalen Lymphknoten sichtbar zu machen. Komplettiert wird diese Untersuchung in der Regel durch eine konventionelle Bildgebung oder Computertomografie der Lunge und des Oberbauchs oder eine Sonografie. Bei speziellen Fragestellungen kann auch eine Magnetresonanztomografie (MRT), Knochenszintigrafie oder Positronenemissionstomografie (PET) Anwendung finden. Zur Sicherung der Diagnose sollte immer eine Probe entnommen und eine feingewebliche Begutachtung durchgeführt werden. Alle erhobenen Befunde werden in unserer interdisziplinären Tumorkonferenz, die wir als zertifiziertes Kopf-Hals-Tumorzentrum gemeinsam mit führenden Fachexperten aus den Kliniken der Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, der Radiologie, der Strahlentherapie, der Onkologie und der Pathologie abhalten, ausführlich diskutiert und eine individuelle Therapieempfehlung abgegeben, die wir mit unseren Patienten danach ausführlich besprechen.

Im Einklang mit der aktuellen Leitlinie zum Mundhöhlenkarzinom werden in Frühstadien, bei insgesamt als chirurgisch resektablen Tumoren und bei bestehenden Lymphknotenmetastasen eine radikale Tumorentfernung und die chirurgische Therapie der Lymphabflusswege empfohlen. Der Tumor wird dabei mit dem ihm umgebenen, gesunden Gewebe (z.B. Kieferknochen, Anteile von Zunge oder Mundboden), also einschließlich eines Sicherheitsabstandes entfernt. Die von der Entfernung betroffene Zunge, Mundboden oder Kieferanteile können mittlerweile durch mikrochirurgische Transplantate direkt in einer Operation wiederhergestellt werden. In einer großen Vielzahl gelingt es in unserer spezialisierten Fachabteilung ein sehr gutes funktionelles und ästhetisches Ergebnis zu erzielen. Früher waren die Möglichkeiten zur Rekonstruktion begrenzt und damit eine Beeinträchtigung von Sprache und Schlucken die Folge. Gerade die technischen und chirurgischen Weiterentwicklungen der in der computergeplanten, patientenindividuellen rekonstruktiven Gesichtschirurgie ermöglichen eine deutliche Verbesserung in der Wiederherstellung dieser ästhetisch und funktionell anspruchsvollen Region. Diese Eingriffe werden in unserer Abteilung routinemäßig und auf ausgesprochen hohem Niveau durchgeführt.

Ist aus diversen Gründen eine chirurgische Therapie nicht die Therapie der ersten Wahl (Lage oder Größe des Tumors) oder ist eine vergleichbar wirksame Therapie zu empfehlen, kann eine örtliche Bestrahlung des Tumors (sogenannte Radiotherapie) mit kurativem (heilenden) Ansatz durchgeführt werden. In einigen Fällen wird zur Intensivierung der Strahlentherapie diese mit einer Chemotherapie kombiniert. Ist die Tumorerkrankung weit fortgeschritten oder kommen andere Behandlungsverfahren nicht in Frage, kann eine Chemo- oder Immuntherapie empfohlen werden. Aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Wirkstoffe und der sowohl in der Strahlentherapie als auch in der Onkologie verfügbaren Methoden überweisen wir unsere Patienten für ein detailliertes Aufklärungsgespräch in die entsprechend spezialisierten Fachabteilungen.