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Transplantation

Die Transplantation einer Lebendspende-Niere unterscheidet sich kaum von der Transplantation einer Verstorbenenniere. Standardisierter Implantationsort ist der Unterbauch, außerhalb des Bauchfells. Üblicherweise wird ein linkes Spenderorgan rechts implantiert und umgekehrt, da sich so die günstigste Anordnung von Arterie, Vene und Harnleiter ergibt

Nach der stationären Aufnahme wird die aktuelle Narkosefähigkeit überprüft. Sofern erforderlich, wird der Empfänger nochmals dialysiert. Es erfolgt eine Laborkontrolluntersuchung, eine Röntgenaufnahme der Lunge und eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums.

Operiert wird in Vollnarkose. Das Risiko einer Vollnarkose ergibt sich aus dem Alter sowie aus Anzahl und Schweregrad der Vor- und Begleiterkrankungen. Die Narkose ist Teil einer vielschichtigen Behandlung (perioperative Phase) – dazu gehören:

  • Intensive Vorbehandlung und Vorbereitung auf Operation
  • Operation selbst und dazugehörige Narkose
  • Intensive Nachbehandlung

Die Schnittführung verläuft bogenförmig im Unterbauch, etwa von Höhe des Bauchnabels bis zur Mittellinie, knapp über dem Schambein. Zunächst wird der Bauchfellsack von der seitlichen Bauchwand abgelöst, so dass die Beckenarterie und Beckenvene sichtbar werden. Bei Männern kann es hierzu gelegentlich erforderlich sein, den Samenstrang zu durchtrennen. In der Regel hat das für den Patienten keine Konsequenzen. Die Beckengefäße werden anschließend von den Lymphbahnen freipräpariert, wobei die Lymphgefäße unterbunden werden müssen. Dann werden die Stellen an Beckenarterie und Beckenvene festgelegt, an denen die Verbindung zur Arterie und Vene des Transplantats hergestellt werden soll. Zunächst wird die Beckenvene mit Gefäßklemmen verschlossen, so dass sie ohne Blutverlust eröffnet werden kann. Die Verbindung zwischen der Vene des Empfängers und der Vene des Transplantats wird durch eine Naht hergestellt. Anschließend wird die arterielle Verbindung zwischen Empfänger und Spender gleichermaßen hergestellt. Während dieser Zeit wird das Transplantat ständig mit eiskalter Lösung gekühlt, da so das Risiko einer Funktionsbeeinträchtigung des Transplantats durch die fehlende Durchblutung gemindert werden kann. Nun werden die Gefäßklemmen entfernt, so dass das Transplantat vom Blut des Empfängers durchströmt werden kann. An der Farbe des Transplantats, an dessen zunehmender Blutfüllung und durch Betasten der Gefäße lässt sich die intakte Durchblutung überprüfen.

Schließlich wird der Harnleiter des Transplantats mit der Blase verbunden. Hierzu wird die Blase zur Entfaltung zunächst mit Flüssigkeit gefüllt. Die Blasenmuskulatur am Blasendach wird auf einem Abschnitt von ca. 3 cm durchtrennt. Durch die Wand der Bauchdecke wird ein Blasenkatheter eingelegt. Dann wird die Schleimhaut der Blase eröffnet und der Harnleiter mit der Blasenschleimhaut durch eine Naht verbunden. Über dieser Verbindungsstelle wird die Blasenmuskulatur durch eine Naht verschlossen. So wird erreicht, dass der Urinfluss ungehindert zur Blase erfolgen kann, jedoch bei zunehmender Füllung der Blase kein Urin zur Niere zurückströmt. Um in den ersten Tagen nach der Operation stets einen ungehinderten Abfluss des Urins von der Niere zu gewährleisten, wird während der Operation ein Katheter eingelegt, der von der transplantierten Niere durch den Harnleiter bis in die Blase reicht. Dieser Katheter wird nach 14 Tagen – im Zuge einer Blasenspiegelung – wieder entfernt.

In das Operationsgebiet wird eine Drainage zur äußeren Ableitung des Wundsekrets in einen Drainagebeutel eingelegt. Dann wird die Wunde verschlossen. Anschließend wird der Patient zur engmaschigen Überwachung für ein bis zwei postoperative Tage auf die Intensivstation gebracht. Für die Nierentransplantation muss eine Operationsdauer von ca. zweieinhalb Stunden kalkuliert werden.

Im besten Fall setzt die Urinausscheidung, nachdem die transplantierte Niere wieder durchblutet wird, sofort ein und der Operations-Erfolg wird damit direkt sichtbar. Allerdings können Begleitumstände während der Nieren-Entnahme oder lange Transportzeiten eine vorübergehende Funktionsbeeinträchtigung des Transplantats verursachen und weitere Dialysebehandlungen erfordern. In Ausnahmefällen kann die Funktionsaufnahme der Niere auch erst Wochen später einsetzen.

Wie bei allen Operationen bestehen bei der Nierentransplantation Risiken wie Thrombosen, Embolien, Blutungen und Störungen der Wundheilung durch Infektion sowie das allgemeine Narkose-Risiko. Weiterhin können Verletzungen benachbarter Organe auftreten, die aber meistens noch während der Operation zu beheben sind. Sollten Nähte an Arterien, Venen oder Harnleiter nicht ausreichend dicht sein, kann das eine spätere Korrektur mittels OP erfordern. Gelegentlich kann aus den unterbundenen Lymphbahnen oder aus der transplantierten Niere Lymphflüssigkeit austreten, die sich im Operationsgebiet ansammelt. Diese Lymphflüssigkeit kann durch eine Punktion entfernt werden und erfordert selten eine erneute Operation. Eine äußerst seltene aber tragische Komplikation ist eine Abstoßungsreaktion, die sich medikamentös nicht behandeln lässt und die Entfernung des Transplantats erfordert.