AB0-inkompatible Nierentransplantationen
Bei der blutgruppeninkompatiblen Nierentransplantation ist eine Nierenlebendspende auch zwischen Personen möglich, deren Blutgruppeneigenschaften nicht zueinander passen.
Wird eine Niere mit einer fremden Blutgruppe ohne entsprechende Vorbehandlung transplantiert, so erkennen die Antikörper im Blut des Organempfängers die fremde Blutgruppeneigenschaft auf der Oberfläche der Zellen der transplantierten Niere. Sie binden an diese Zellen an und lösen so in den allermeisten Fällen eine heftige Abstoßungsreaktion aus, die unbehandelt zum Verlust des Organs binnen weniger Tage führt.
Bei der blutgruppeninkompatiblen Transplantation muss diese Abstoßung verhindert werden. Dies geschieht in drei Schritten:
- Die Blutgruppenantikörper werden durch eine Art spezielle Blutwäsche (Immunadsorption) gezielt und selektiv aus dem Blut des Empfängers entfernt.
- Die Nachproduktion dieser Antikörper erfolgt in den sogenannten B-Lymphozyten. Die Zahl der B-Lymphozyten wird durch das Medikament Rituximab dramatisch vermindert. Insgesamt ergibt sich daraus eine nahezu vollständige Entfernung der Blutgruppenantikörper.
- Eine akute Abstoßung aufgrund von Blutgruppenantikörpern tritt in der Regel nur innerhalb der ersten zwei Wochen nach der Transplantation auf. Daher wird in dieser Zeit der ABO-Spiegel kontrolliert. Danach hat sich das Immunsystem des Empfängers an das fremde Organ gewöhnt. Diesen Vorgang bezeichnet man als Akkommodation. Nach der zweiten Woche verhält sich eine AB0-inkompatible Transplantation wie eine blutgruppenkompatible Transplantation.