Nachsorge
Die Nachsorge sollte ein wichtiges Element des therapeutischen Gesamtkonzeptes darstellen. Die Dauer der tumorbezogenen Nachsorge muss dem Vorkommen der seltenen Spätrezidive, die über 10 Jahre nach Therapieende hinaus beobachtet werden, Rechnung tragen. Spätfolgen der der Therapie können neben operationsbedingten Funktionseinschränkungen organbezogene Toxizitäten der Polychemotherapie einschließen. Besonders zu achten ist auf Kardiotoxizität (=Schädigung des Herzens, v.a. durch Doxorubicin), Hörschäden (v.a. durch Cisplatin), renale Funktionseinschränkungen (=Schädigungen der Nieren, v.a. durch Cisplatin und Ifosfamid) und Infertilität (besonders durch Ifosfamid). Etwa 1-2% der Patienten entwickeln Sekundärmalignome.
Empfohlene Zeitpunkte der Kontrollen und empfohlene Untersuchungen:
Tumor Systemisch | Tumor Lokal | Organfunktion | |
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Basis (ca. 4 Wochen nach Ende der Chemotherapie) | CT-Thorax Rö–Thorax | Röntgen sowie CT oder MRT* (ggf. + Sonographie*) | Herz-Echo Audiogramm Labor ** |
1. - 2. Jahr | Rö–Thorax alle 6-12 Wochen | Röntgen alle 4 Mo. (ggf. + Sonographie*) | Herz-Echo, jährlich Labor, jährlich Audiogramm*** |
3. - 4. Jahr | Rö–Thorax alle 2-4 Monate | Röntgen alle 4 Mo. (ggf. + Sonographie*) | Herz-Echo, jährlich Labor, jährlich Audiogramm*** |
5. - 10. Jahr | Rö-Thorax alle 6 Monate | Nur bei Verdacht* | Herz-Echo, jährlich Labor, jährlich Audiogramm*** |
Danach | Rö-Thorax alle 6-12 Monate | Nur bei Verdacht* | Herzecho ca. alle 2 Jahre |
Bei jeder Vorstellung auch Zwischenanamnese und körperliche Untersuchung
* je nach individuellen Erfordernissen
** Labor: Differentialblutbild, Serum: Na, K, Ca, Mg, Phosphat, Bilirubin, Transaminasen, alkalische Phosphatase, LDH, Kreatinin (+ECC), Harnstoff-N, Albumin, Urin: Phosphat; Kreatinin (Berechnung der Tmp/GFR)
*** bei Normalbefund zum Therapieende Verzicht auf weitere Audiogramme möglich
Weitere Informationen zur Nachsorge finden Sie auf der Homepage der LESS-Studiengruppe, die sich speziell mit der Nachsorge nach Krebserkrankungen im Kindes- und Jugendalter beschäftigt.
Wir möchten Sie außerdem noch auf die Informationsbrochüre „Nachsorge ist Vorsorge“, sowie den „Nachsorge-Kalender“ der LESS-Studiengruppe hinweisen.
Rezidive (= Wiederauftreten des Krebses, auch als Rückfall bezeichnet) der Osteosarkompatienten in den COSS-Studien sind in ca. 87 Prozent metastatisch (=Absiedlungen des Krebses fern des ehemaligen Entstehungsortes), in 8 Prozent lokal (=Absiedlungen des Krebses am ehemaligen Entstehungsort) und in 5 Prozent kombiniert. Am häufigsten metastasieren Osteosarkome in die Lunge, seltener in das Skelett, noch seltener in andere Organe.
Prognostische Faktoren sind v.a. der Zeitpunkt und die Ausdehnung des Rezidivs. Für eine bessere Prognose sprechen ein spätes Rezidiv (≥ 18 Monate nach Erstdiagnose) , ein solitäres Rezidiv (= eine einzigiger Herd) und bei einem pulmonalen Rezidiv ein einseitiger Befall sowie eine fehlende pleurale Beteiligung. Vorraussetzung für eine Heilung ist die vollständige Entfernung aller Tumormanifestationen. Je länger das ereignisfreie Intervall und je singulärer die pulmonale Metastasierung, desto höher ist noch die Chance, durch alleinige Operation die Krankheit zu kontrollieren. Je früher die Metastasen auftreten und je zahlreicher sie sind, desto mehr scheint die Etablierung einer wirksamen Rezidiv-Chemotherapie (zusätzlich zur kompletten chirurgischen Entfernung der Metastasen) notwendig. Im Gegensatz zur der Therapie bei Ersterkrankung gibt es für das Rezidiv des hochmalignen Osteosarkoms neben der chirurgischen Resektion derzeit keine Standardchemotherapie.
Diagnostik für Rezidive
Bei Verdacht auf ein Rezidiv sollte eine komplete lokale und systemische Evaluation erfolgen. Folgende Untersuchungen sollten durchgeführt werden zuzügl. weiterer diagnostischer Untersuchungen je nach Bedarf und Situation:
- Anamnese und körperliche Untersuchung aller verdächtigen Regionen
- Röntgenuntersuchung des Brustkorbs
- Computertomographie (CT) des Brustkorbs
- Skelettszintigraphie
- Röntgenuntersuchung der Primärtumorregion
- MRI, CT und/oder Ultraschalluntersuchung der früheren Primärtumorregion abhängig von Art der Rekonstruktion
Biopsie
Bei eindeutigen Befunden kann auf eine histologische Sicherung des Rezidivs verzichtet werden. Bei zweifelhafter Situation sollte diese jedoch vor dem evtl. Beginn einer eingreifenden medikamentösen Behandlung obligat sein.
Therapieempfehlungen für Rezidive
Bei kurativer Intention (=auf Heilung abzielende Therapie) ist die vollständige operative Entfernung aller Metastasen anzustreben.
Die COSS-Gruppe empfiehlt auf der Basis ihrer Erfahrungen zudem bei den meisten (Erst-)Rezidive auch eine Chemotherapie anzubieten, möglichst mit Zytostatika, die der Patient während seiner Primärtherapie noch nicht erhalten hat. Die Chemotherapie kann sowohl adjuvant (= postoperativ) als auch in einen prä- und postoperativen Abschnitt verteilt gegeben werden. Die Indikation für eine primäre Chemotherapie sollte überdacht werden, wenn durch Tumor-Progredienz (= Tumorwachstum) bei Nicht-Ansprechen Inoperabilität droht.