Neuroendokrine Tumore des Magendarmtraktes (NET)
Neuroendokrine Tumore des Magendarmtraktes bilden eine sehr seltene Gruppe von Tumorerkrankungen mit einer Inzidenz von 1-2 Neuerkrankungen je 100.000 Einwohner pro Jahr.
Ursache des häufigeren Auftretens in den letzten Jahren ist wahrscheinlich die verbesserte Diagnostik, wodurch die mitunter sehr kleinen Tumore früher entdeckt werden. Die neuroendokrinen Tumore, kurz NET, entwickeln sich aus hormonproduzierenden Zellen, die im gesamten Verdauungstrakt vorkommen. Die von diesen Zellen produzierten Hormone haben die Aufgabe den Verdauungsprozess zu steuern. Ein Teil der NET (Gastrinom, Insulinom) treten im Rahmen der sogenannten multiplen endokrinen Neoplasie Typ 1 (MEN 1 oder Wermer Syndrom) auf, einem vererbbaren Syndrom, das zu Tumoren verschiedener hormonbildender Organe führt. Für eine diesbezügliche Diagnostik und Beratung steht das Institut für Klinische Genetik am Olgahospital zur Verfügung.
Die NET bilden eine heterogene Gruppe an Tumoren unterschiedlicher Eigenschaften und können sowohl gut- als auch bösartig sein. Hinzu kommt, dass durch die zum Teil überschießende Produktion an Hormonen eine Therapie auch bei gutartigem Befund zwingend erforderlich ist. Da die Größe der Tumore oft sehr klein ist, bedarf es einer differenzierten Diagnostik. Hierzu zählen Laboruntersuchung wie die Bestimmung sogenannter Tumormarker wie dem Chromogranin A oder der neuronspezifischen Enolase (NSE). Zudem können die durch den Tumor ausgeschütteten Hormone, wie z.B. Insulin, Glukagon oder Gastrin, direkt im Blut nachgewiesen werden.
Da konventionelle bildgebende Verfahren wie die Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (MRT) oft nicht in der Lage sind, die mitunter nur Millimeter großen Tumore zu detektieren, stehen in der Klinik für Nuklearmedizin modernste Verfahren wie die Szintigraphie (Somatostatinrezeptorszintigraphie) oder die Positronenemissionstomographie kombiniert mit einer Computertomographie (z.B. DOTATATE-PET-CT) zur Verfügung. Bei beiden Verfahren werden radioaktiv markierte Stoffe (Radiopharmaka) in den Körper eingebracht, die sich im zu untersuchenden Zielorgan anreichern und anschließend mit spezieller Aufnahmetechnik erkannt werden. Zudem kann mit hochmoderner endoskopischer Diagnostik und endoskopischem Ultraschall (EUS) in der Klinik für Gastroenterologie des Katharinenhospitals die genaue Lokalisation erfolgen.