Klinik für Suchtmedizin und Abhängiges Verhalten
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FAQs

Nehmen Sie Medikamente immer nur so ein, wie sie auf der Packungsbeilage oder von Ihrem/Ihrer Ärzt:in verordnet worden sind. Sollten Sie mehrere Medikamente einnehmen, kann ein Medikamentenplan sinnvoll sein. Das verschafft Überblick und Ihr:e Ärzt:in kann möglichen Wechselwirkungen entgegenwirken. Eine falsche Einnahme kann zu Nebenwirkungen und Schäden führen. 

Für verschreibungspflichtige Medikamente gibt es bestimmte Leitlinien und Indikationen. Einige Medikamente weisen ein Abhängigkeitsrisiko auf, vor denen besondere Vorsicht geboten ist. Hier ist die 4-K-Regel äußerst wichtig! 

4-K-Regel: 

Klare Indikation 

Kleinste notwendige Dosis

Kurze Anwendung 

Kein schlagartiges Absetzen 

Folgende Wirkstoffgruppen können zu einer Abhängigkeit führen:

  • Benzodiazepin-Analoga
  • Opiate
  • Opioide
  • Sedativa
  • Tranquilizer
  • Hypnotika
  • Mischanalgetika
  • Psychostimulantien
     

Welche Medikamente machen abhängig?

Auch Narkosemittel wie Ketamin und Propofol unterliegen dem Betäubungsmittelgesetz und können bei ständigem Gebrauch zur Abhängigkeit führen.

  • Ketamin hat eine narkotisierende und schmerzstillende Wirkung und kann zur Überregung des Herz-Kreislauf-Systems, Schädigung der Harnwege, Geschwürbildungen, motorische Unruhe und Pseudohalluzinationen führen. 
  • Propofol wirkt kurz euphorisierend und anschließend dämpfend. Halluzinogene Wirkungen können ebenfalls auftreten. Propofol kann zu Muskelschmerzen/- schwäche, Herz-Kreislauf-Störungen und Übersäuerung des Blutes durch Laktat führen. 

Die Abhängigkeit wird gemäß ICD anhand von sechs Kriterien definiert, von denen mindestens drei innerhalb des zurückliegenden Jahres erfüllt gewesen sein müssen. Diese Kriterien sind:

  • starker Wunsch und/oder Zwang, das Medikament zu konsumieren;
  • verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Menge und/oder der Beendigung der Einnahme
  • körperliche Entzugssymptome
  • Toleranzentwicklung (Wirkverlust) bzw. Dosissteigerung
  • erhöhter Zeitaufwand, um die Substanz zu beschaffen oder sich von den Folgen des Konsums zu erholen, verbunden mit der Vernachlässigung anderer Interessen
  • fortgesetzter Konsum trotz Folgeschäden.
  • Chronische Müdigkeit, Erschöpfungszustände, Schlafstörungen 
  • Ängste, Panik 
  • Innere Unruhe, Nervosität
  • Konzentrationsstörungen, eingeschränkte Merkfähigkeit 
  • Gefühl schnell überfordert und überlastet zu sein 
  • Niedergeschlagenheit, Gefühlsverflachung 
  • Medikamenteninduzierte Depression 
  • Medikamenteninduzierter Kopfschmerz 
  • Herzrasen 
  • Schwindel, Koordinationsschwierigkeiten  
  • Schmerzen ohne organische Ursache
  • Magen-Darmprobleme 
  • Herz-Kreislauf-Probleme

In der Regel dauert die Entgiftungsphase vier Wochen.

Weshalb so lange?

Medikamente werden langsam, schrittweise und sehr bedacht reduziert. Dabei ist das Team des Klinikums Stuttgarts im ständigen individuellen Austausch über das Wohlbefinden des/der Patient:in. Aufgrund der sog. Halbwertszeit einiger Medikamente, können Entzugserscheinungen erst nach ein paar Tagen folgen. Nach ca. drei Wochen findet keine Reduzierung mehr statt, sodass Patient:innen in ihrer Entzugsphase weiterhin für eine Woche personelle Unterstützung und Überwachung haben. 

Was ist anders beim Alkoholentzug?

Beim Entzug des Alkoholkonsums folgen in der Regel nach den ersten Tagen keine problematischen Entzugserscheinungen mehr. Aus diesem Grund ist der Entzug bereits nach drei Wochen abgeschlossen.