Scheidenkrebs (Vaginalkarzinom)
Das Vaginalkarzinom ist eine relativ seltene gynäkologische Krebserkrankung, die meist Frauen über 60 Jahre betrifft. Statistisch gesehen erkranken 0,4 von 100.000 Frauen pro Jahr neu an einem primären Scheidenkrebs.
Bei den meisten Vaginalkarzinomen handelt es sich um Plattenepitelkarzinome, die sich aus Veränderungen der oberen Schleimhäute entwickeln. Zudem können auch bösartige Tumore aus dem Gebärmutterhals, den Schamlippen oder der Blase in die Scheide einwachsen. Schließlich bilden sich häufig Metastasen in der Vagina, die ihren Ursprung in anderen gynäkologischen Tumoren haben.
Da das Vaginalkarzinom zu den seltenen Krebserkrankungen zählt, sollte die Behandlung in einem spezialisierten Zentrum für Gynäkologische Krebserkrankungen erfolgen, das über ausreichende Erfahrung in der Behandlung des Scheidenkrebses verfügt.
Zur genauen Abklärung eines Verdachts auf ein Vaginalkarzinom wird eine gynäkologische Untersuchung, ein gezielter Abstrich und eventuell eine Gewebeentnahme (Biopsie) zur feingeweblichen Untersuchung durchgeführt.
Etwa die Hälfte der Vaginalkarzinome findet sich im oberen Scheidendrittel, die andere Hälfte in der Hinterwand der Scheide. Im Rahmen der Diagnostik wird untersucht, ob es sich um einen primären Scheidenkrebs handelt oder ob der Tumor aus anderen Organen eingewachsen ist.
Neben Tastuntersuchungen können, insbesondere um die Ausbreitung des Tumors festzustellen, Untersuchungen mit Hilfe eines Endoskops sowie bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen, CT oder MRT eingesetzt werden.
Die Therapie richtet sich im Wesentlichen nach Art und Ausbreitung des Vaginalkarzinoms.
Dabei werden sowohl operative Verfahren als auch Strahlentherapie eingesetzt. In manchen Fällen geht auch eine Strahlentherapie einer Operation voraus. Kleinere lokal begrenzte Scheidenkrebs-Tumore werden in aller Regel organerhaltend operiert. Dabei wird der Tumor mit einem Sicherheitssaum im Gesunden herausgeschnitten. Hat sich der Tumor bereits ausgebreitet, muss eventuell die Scheide auch komplett operativ entfernt werden. Hat der Tumor bereits andere umliegende Organe erfasst, werden auch diese Bereiche operiert.
Hat das Vaginalkarzinom bereits Tochtergeschwüre, sogenannte Metastasen gebildet, schließt sich an Operation und Strahlentherapie eventuell eine Chemotherapie an.
Musste die Scheide komplett operativ entfernt werden, besteht in vielen Fällen die Möglichkeit, die Scheide mit körpereigenem Gewebe zu rekonstruieren.
Nach der Therapie des Vaginalkarzinoms werden engmaschige Nachsorgeuntersuchungen empfohlen. In den ersten drei Jahren sollten sich betroffene Frauen alle drei Monate untersuchen lassen. In den folgenden zwei Jahren wird der Rhythmus auf halbjährliche Untersuchungen reduziert. Danach gilt eine jährliche Untersuchung als ausreichend.