Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenkrankheiten, Plastische Operationen
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Kinder mit verengten Atemwegen

Die pädiatrische Laryngologie befasst sich mit allen Erkrankungen des Kehlkopfes und der oberen Luftröhre im Kindesalter. Unsere Klinik hat sich auf dieses Teilgebiet in besonderem Maße spezialisiert und ist heute dafür das größte Zentrum in Deutschland. Die wichtigsten Krankheitsbilder und unsere Behandlungskonzepte werden im Folgenden dargestellt. Bitte beachten Sie insbesondere die Videobeispiele, die ausnahmslos von Patienten stammen, die bei uns behandelt worden sind.

Angeborene Fehlbildungen des Kehlkopfes und der Luftröhre sind selten, beeinträchtigen aber rasch Atmung und Schluckvermögen. Das laute Atemgeräusch beim Einatmen („inspiratorischer Stridor“) ist das typische Symptom, allerdings lassen die Atemgeräusche keine Rückschlüsse auf Art, Schweregrad und Lokalisation der Engstelle zu. Für die Differentialdiagnostik kommt der Endoskopie eine kaum zu überschätzende Bedeutung zu. Nur mit Hilfe der Endoskopie können die exakte Lokalisation der Stenose, der Schweregrad und die topographische Relation zu anatomischen Landmarken gesichert werden. Weitere wichtige Parameter sind der Aktivitätsgrad der Stenose, deren Konsistenz, die Beweglichkeit der Stimmbänder, der Zustand des umliegenden Gewebes und viele mehr. Die mit Abstand zuverlässigsten Informationen liefern dabei starre Optiken, deren Einsatz allerdings nur am sedierten Kind mit oder ohne Spontanatmung möglich ist. Diese Technik ist dadurch mit einem gewissen Aufwand verbunden, der zugleich aber die Sicherheit im Fall unvorhergesehener Zwischenfälle erheblich verbessert. Demgegenüber ist die flexible Endoskopie am wachen Kind oft von geringer Aussagekraft. Die schlechte Bildqualität, wechselnde Blickwinkel und die kurze verfügbare Untersuchungszeit vereiteln oft eine detaillierte Analyse. Als Grundregel sollte eine flexible Endoskopie umso weniger erwogen werden je kleiner das Kind und je ausgeprägter der Stridor ist.

Die standardisierte und qualitativ hochwertige Endoskopie ist die Basis für sämtliche weiteren Therapieentscheidungen. Zum Vergleich mit späteren Untersuchungen, aber auch für die wiederholte und ggf. interdisziplinäre Analyse zeichnen wir alle Endoskopie als digitale Videos in HD-Qualität auf.

Die Vermeidung eines Luftröhrenschnitts sollte bei Kindern ein hohes Ziel sein. Das liegt vor allem daran, dass eine frühkindliche Tracheotomie ein erhebliches Risiko für das Kind darstellt.  Dies gilt nicht nur für den operativen Eingriff selbst, der sich technisch erheblich von den Verfahren im höheren Lebensalter unterscheidet und auch für einen geübten Operateur eine Herausforderung darstellt. Denn auch nach erfolgreicher Anlage und Abheilung eines Tracheostomas bleibt ein erhebliches Risiko bestehen: Die Kombination aus geringen Halsdimensionen mit meist gut ausgebildetem Fettgewebe am Hals und insgesamt nur geringer Atem-Reserve führt zu einer hohen Gefährdung bei einem versehentlichen Herausrutschen der Trachealkanüle. Bei Säuglingen ist nach Entfernung der Trachealkanüle der Tracheostomakanal durch die umgebenden Halsweichteile unmittelbar funktionell verschlossen. Nicht selten wird dies erst bemerkt, wenn die Atem-Reserve bereits aufgebraucht ist. Es kommt daher immer wieder zu Todesfällen durch Verlegung eines eigentlich unproblematischen Tracheostomas. Anders als in jedem anderen Lebensalter stellt daher das Tracheostoma bei Säuglingen gerade keine zuverlässige Sicherung der Atemwege dar. Vielmehr ist die Notwendigkeit einer permanenten Überwachung in hohem Maße erforderlich. Wegen dieses erhöhten Sterblichkeitsrisikos sollte die Anlage eines Tracheostomas im Alter bis zu 18 Monaten nur erfolgen, wenn es unvermeidbar ist. Wir bemühen uns daher intensiv darum andere, evtl. auch aufwendig erscheinende Therapieverfahren anzuwenden, um möglichst dem Ziel der Tracheostomavermeidung nahe zu kommen.

Aber auch bei größeren Kindern ist ein Luftröhrenschnitt eine massive Beeinträchtigung: Das reicht vom verzögerten/ausbleibenden Spracherwerb über Schluckprobleme bis hin zur erschwerten Körperpflege wegen der Gefahr des Wassereintritts in die Lunge. Auch die Stigmatisierung und unsichere Reaktionen der Umgebung stellen Belastungen dar, die einer Teilnahme an normalen Alltagsaktivitäten oft entgegenstehen. Andrerseits kann es auch nicht sinnvoll sein, aus Angst vor einem Luftröhrenschnitt eine ständige Atemnot mit all ihren Einschränkungen zu tolerieren. Erfreulicherweise stehen heute eine Vielzahl von Verfahren zur Verfügung, die in fast allen Fällen erlauben, eine Atemwegsstenose erfolgreich zu rekonstruieren.